Freitag, 31. Juli 2015

Auf dem Bonifatiusweg

Fulda erreichte ich mit meinem Wegbegleiter Lutz am 28.Juli und unser unbeschwerter Frohsinn erhielt hier einen kräftigen Dämpfer. Wir waren in der ersten großen Stadt im Westen, Bischofssitz, Domstadt, mit Verwaltungspalästen aller kirchlichen Einrichtungen, Treffpunkt mehrerer Pilgerwege....und es gibt keine Pilgerherberge!!! Die Diakonie gibt mir die Nummer vom Städtischen Wohnheim ( Obdachlosenheim), die barmherzigen Schwestern haben nichts frei, die Jugendherberge ist voll, das Marienkloster voll, die Möllergesellschaft nix... im Franziskanerkloster kann ich jemanden erweichen und so habe ich doch ein Bett. So ein Stress! Lutz entscheidet sich gleich nach Potsdam zurück zu fahren und so trinken wir einen Abschiedskaffee und sagen uns Adieu. Ich fühle mich plötzlich so allein gelassen und hilflos und Tränen fließen. Aber so soll es sein.
Ich sprinte zum Kloster und nehme meine Zelle ( die sehr komfortabel ist) ein. In der Stadt besorge ich mir Proviant und die 3. Tube Fußcreme. Ich schlafe wunderbar und erwache in einem "Alptraum" beim Frühstück mit "Bruder Max". Jener hatte offensichtlich ein Problem mit allein pilgernden Frauen und schnitt mich, wo es nur ging. Nebenbei ließ er den Satz fallen: " Er habe gehört, dass in Spanien immer wieder allein pilgernde Frauen mit Waffengewalt verschleppt werden! Mir reicht es und ich stehe auf und empfehle mich. Er verwechselt wohl etwas.
Nichts desto trotz war ich über den weiteren Weg verunsichert und so telefonierte und lief ich fast 1 Stunde durch Fulda, um ein Pilgerherbergsverzeichnis zu bekommen. Nichts, Nada!
Mein Optimismus kehrte zurück je mehr Holger " Wellen " machte, weil ich so blauäugig losgelaufen bin. Der Westen tickt schon anders!
Ich habe aber Glück und der Weg ist prima ausgeschildert und landschaftlich einfach bezaubernd. Vorbei sind endlose Asphaltwege. Ich laufe über Wiesen und Felder und über Hügel und Kuppen und habe immer andere Ausblicke. Ich beobachte wie ein Eichhörnchen beim Baumwechsel mit einem Vogel kollidiert und kurz seine Fassung verliert.Ich fühle mich ihm sehr verbunden, hatte ich diese Kollision doch heute morgen erlebt. Ich laufe und kaufe und bin einfach dem Himmel so nahe... und göttliche Fügung: In der Kirche von Blankenau liegt ein Zettel, dass Pilger in der "Alten Schule" übernachten können. Tel:... Die Herberge erwies sich als neue, für 1,1 Mio € sanierte und renoviertes Gemeindehaus mit Designerbad, kompletter Küche und viel Platz für mich allein. Das lehrt mich wieder, alles wird gut.
Morgens bin ich schon 7,45Uhr im Wald
und werde von zwei Eichelhähern begrüßt. Die Sonne scheint zögerlich durch die Wipfel und ich wandere lockeren Schrittes in den Morgen. Aus dem Wald laufe ich über Äcker und Wiesen und über mir kreist ein Bussard (?) und kommt dabei immer weiter runter, aber ich bin keine Beute und er zieht weiter. Plötzlich habe ich das Gefühl falsch zu sein. Habe ich was verpasst, weil ich träume? Kein Haus, 3 Wege keine Ahnung. Zum Glück hat mir Lutz google map erklärt ( Danke Lutz) und hurra, ich weiß dass ich zurück muss. Tolle Technik. Weiter gehts im Sauseschritt nach Ilbeshausen, wo es eine sehr schöne, mit Kirchenhäuptern bemalte Kirche gibt und es einen Laden geben soll. Aber der ist Geschichte.
An einer Picknickbank zwischen zwei Grundstücken mache ich Pause. Mir ist nach Tee. Ich schaue mich um und sehe eine Frau Wäsche aufhängen. Ich bitte sie um heißes Wasser und sie ist so freundlich. Ihr Bernhardinerkind Paula nimmt das als Grund sich vor mich zu setzen und ihre Schnauze auf meinen Schoß zu legen! Luft anhalten!  Alles wird gut! Nüsse zur Beruhigung! Mut gefasst und.... ich streichel dieses Tier und bin leicht entkrampft dabei. Wow, ich staune über mich.
Dann geht es zwei Stunden völlig allein und entspannt durch den Wald. Keine Menschen weit und breit, dafür 100 verschiedene Gerüche und Geräusche. In meinem Führer wird ein 6km langer Umweg auf den "Hoherodskopf" empfohlen, um dort erstklassigen Kuchen und das Infocenter des Naturparkes zu besuchen. Was sind schon 6 km Umweg? Für guten Kuchen laufe ich die gern und habe im Hinterkopf die Nationalparkcenter in Österreich. Ich komme aus dem Wald und sehe als erstes eine Slipanlage für Segelflieger und eine Sommerrodelbahn. Um die Ecke befinden sich 7 Kneipen und Kioske, eine Hüpfburg für Erwachsene, Spielplatz, ein übervoller Parkplatz und gefühlte 1000 Menschen! Schrecklich, nach soviel Ruhe. Mein Handy braucht Strom und so esse ich etwas ( kein Kuchen, da die Kellnerin überfordert ist)  und lade das Telefon auf, damit ich im Fall des Falles googlemap befragen kann. Aber der Weg ist sichtbar, wenn die Gedanken nicht zu weit abschweifen. In Sichenhausen finde ich eine plüschige Übernachtung bei einer reizenden Oma. Ich werde Dorothea, einer Pilgerin aus Frankfurt vorgestellt. Wir wollen noch etwas draußen sitzen und werden an einen offiziellen Picknickplatz am Ende der Straße verwiesen. Zusammen bekommen wir auch den Mindestumsatz für den Pizzalieferdienst zusammen. Diesen bestellen wir direkt an den Picknickplatz, indem wir die fortlaufende Hausnummer angeben. Der Fahrer schaut erstaunt, als wir ihn heran winken und lacht, als er es versteht.
Mit Pizza, Salat und Rotwein feiern wir unsere Zufalls- Not- Gemeinschaft.
So vergeht wieder ein Tag und morgen heißt es " Ultreja, Ultrea"

PS: Wer gern einsam und entspannt ohne große Steigungen wandern möchte, und dafür auf Infrastruktur verzichten kann, dem sei Hessen ans Herz gelegt.





                                        
                                                Suchbild- Was passt hier nicht?

Dienstag, 28. Juli 2015

Doppelte Grenzüberschreitun


Heute (27.07.) habe ich zwei Grenzen überschritten.
Die erste Grenze:
Jeder noch so lange Sommerurlaub geht nach 21. Tagen zu Ende! Meiner diesmal nicht! Ich gehe weiter. Was bin ich doch für ein Glückspilz! Da kann es heute noch so grau und nass draußen sein, ich bin guter Stimmung und raschen Schrittes.
Die zweite Grenze:
Nach der Besichtigung des " Point Alphas" überschritt ich die Grenze von Ost nach West und von Thüringen nach Hessen!
Ich bin jetzt also im Westen! Meinen ersten Klarapfel habe ich hier am Wegesrand geerntet.
Ja jetzt wird weiter gepilgert. Fulda soll morgen erreicht werden.


Sonntag, 26. Juli 2015

Hurra 500km und der 1.Pilgerweg ist geschafft

 Nach 20 Tagen ( inklusive der beiden Ruhetage) habe ich im Thüringer Wald die 500km Marke überschritten und heute in Vacha den 1. Pilgerweg erfolgreich beendet. Was für ein unglaubliches Gefühl! Laut Pilgerführer sind es nur 450 km, aber mit meinem Umwegen, Stadtbesuchen und bis zu Ende gelaufenen Etappen zeigt mein GPS schon 525 km in Vacha an.



Ich kann nicht glauben wirklich soweit gelaufen zu sein und immer noch Spass dabei zu haben. Dass liegt aber sicher auch daran, dass ich auf der Etappe Erfurt- Gotha Julia wiedergetroffen und Lutz kennengelernt habe. Auf dieser Etappe bin ich ihnen davon geeilt, da Svea mich in Gotha für ein paar Stunden besucht hat. Wir haben in der Unterkunft im Garten gegessen und geschwatzt, bevor sie zurück fuhr.
Am nächsten Tag beschloss ich mit Lutz die 31 km nach Eisenach gemeinsam zu laufen. Das Wetter war wieder sommerlich warm, es weht ein laues Lüftchen und der Weg ist einfach nur wunderschön. Erst Feldwege mit weitem Blick in das Land und dann durch herrlichen Wald. Auf dem Hörselberg ist tatsächlich ein Gasthaus offen und wir pausieren bei Radler und Kartoffelpuffer. Die letzten Kilometer werden dann doch noch zur Tortur, denn es geht auf Asphalt nach Eisenach. Im überdimensionierten Bahnhof trinken wir Kaffee, bevor wir uns bei den Diakonissenschwestern  einquartieren. Bei Schwester Gerlinde gehen wir als Ehepaar durch und als ich sie um einen Pilgerstempel für mein Tagebuch bitte, liest sie erst einmal seelenruhig was da steht und es gefállt ihr. Wir machen uns frisch, ruhen uns aus und gehen die Stadt ansehen. Da läuft uns Julia in die Arme. Sie hat tatsächlich eine so große Etappe geschafft. Eigentlich wollte sie die Strecke in 2 Etappen angehen. Wir gratulieren ihr und gehen zu dritt essen. Es ist herrlich. Wir haben soviel Spass und verstehen uns so wunderbar. Lutz hat einen ähnlichen Humor wie ich. Und so frotzeln wir, was das Zeug hält. In seinem normalen Leben ist er ein 53 jähriger brandenburgischer Beamter.Zur Zeit genießt er ein Sabbatjahr und wird mir noch eine Weile ein lustiger Wegbegleiter sein.
Bevor ich die nächste Etappe starten kann, stelle ich zu meinem Entsetzen fest, dass mein wunderschöner, himmelblauer, fast neuer Rucksack beginnt sich aufzureiben und aufzuplatzen! Nach 20 Tagen! Damit wollte ich nach Santiago! Danach habe ich meine Wanderbekleidung und mein Taschenmesser ausgewählt und jetzt geht er kaputt! Nach einer Krisentelefon- Hotline mit Holger plünder ich mal wieder meine Pilgerkasse und kaufe einen neuen Rucksack. Auswahl zwei Größen und eine Farbe: weinrot. Alles wird umgepackt und geschaut wie er sitzt. Die Gurte sind schmaler, die Polster dünner, also nicht so komfortabel wie der Andere, aber dafür evt. 500gr leichter und hoffentlich stabiler. Der Alte kommt in einen Karton und ab die Post.

Im schnellen Schritt geht es auf die Wartburg zur kleinen Besichtigungsrunde. Im Burgkaffee stärken wir uns mit Kaffee und Kuchen und dann verabschieden wir uns endgültig von Julia, für die hier die Pilgertour endet.
Wir laufen durch Wald und Flur und sind früh in Oberellen. Für ein Bier bekommen wir Tomaten,1Gurke und 1Zuccini für das Abendessen. Joost und Jan, zwei holländische Radpilger treffen noch ein und spendieren eine Paprika und Brot. Mit den vorhandenen Nudeln kochen Lutz und ich ein leckeres Abendessen, dass wir gemeinsam genießen. Das ist die Pilgeratmosphäre!
Ja und dann kam Vacha. Der Weg im Wald mit dem Rauschen der Baumwipfel, ein Hase der uns entgegen kommt, schaut und zurück läuft und ein Kaliberg den wir von weitem bewundern, da Licht und Schatten ihn wie ein eingepacktes Kunstwerk von Christo erscheinen lässt. Dazu lästige. Bremsen, welche sich an unserem Blut laben. Lutz schlägt mit einem Ginsterzweig um uns, damit wir verschont bleiben. Mir erschließt sich nun, warum die Pilger sich auf dem Weg geißeln.
Wir erreichen die wunderbar geräumige Pilgerherberge in einem alterwürdigen Gemäuer und richten uns ein, bevor es zum Stadtbummel geht. Die Stadt wirkt Samstag nachmittag recht ausgestorben und so kaufen wir für das Abendessen ein. Lutz hst eine dicke Blase unter den Zehen und experimentiert mit Fussbad und Pflaster.
Ich verwöhne ihn, indem ich den Küchendienst allein übernehme.
Draußen plästert ein Sturm und die Regenschauer klatschen an das Fenster.
So und morgen startet die erste Etappe auf dem Rhön-Camino, dem ich bis bach Fulda folge.
Also auf nach Fulda!


Freitag, 24. Juli 2015

Zwischen dem Traum und dem Ziel liegt die Tat" Roland Lindner ( Künstler)




Ja, ich tue es!!! Seit 15 Tagen lebe ich meinen Traum und auf der "Straße"! Es fühlt sich immer noch so gut an und ich komme langsam in die "Pilgerroutine". Das Leben besteht aus schlafen, essen, laufen.... Mit dem Schlafen habe ich erstaunlicherweise wenig Probleme. Zwar ist der Schlaf dünnhäutiger geworden und jedes Geräusch lässt mich kurz erwachen, aber auf meine 8 Stunden Schlaf komme ich immer. Das Essen ist für mich immer noch nicht so wichtig, dass ich mir schon früh Gedanken mache, was abends sein wird. Ich bin nach wie vor nicht bereit mein Essen über 30 km mitzuschleppen und vertraue darauf etwas zu finden. Am Wegesrand gibt es immer Kirschen, Mirabellen und Johannisbeeren, sodass Obst immer auf dem "Tisch" steht. Sollte ich mich verkalkulieren bleiben mir immer noch Müsliriegel und Nüsse. Jetzt habe ich eine Pilgerin getroffen, die Müsli dabei hat und dies mit heißen Wasser brüht. Dass ist mal eine Alternative zu meinem Frühstück und auch nicht schwer! Also Abwechslung!
Ja und das Laufen, das Laufen ist einfach herrlich. Der Blick streift über sich verändernde Landschaften, weite Felder, dichte Wälder und der Geist schweift in die Ferne oder blickt zurück und ich habe ständig gute Laune! Verlaufe ich mich, ja das kommt vor, gehts zurück oder anders weiter. Was solls, ich habe ja nix anderes zu tun, als zu laufen. Verrückt.Regnet es in Strömen, denke ich, ja was für ein Glück. Kein Hagel oder Blitz!
Meine neuen Schuhe sind super, meine geschundenen Füße haben sich erholt und nur 2 blaue Zehennägel halten die Erinnerung wach. Die 2. Tube Fuß creme ist verbraucht und sie tragen mich und mein Körper hält zu mir. Das ist eine gute Erfahrung. Der Rücken hat sich an die 15 kg gewöhnt! Jetzt höre ich die erfahrenen Pilger schreien:"15kg- ist zuviel!! Du musst dich beschränken!" Ja, ihr habt recht! ABER, so ist es im Moment gut für mich! Ich brauche meine "Sicherheitsunterhose", wenn mal was nicht trocken ist! Und ich kann es tragen, selbst nach 36km ist noch alles gut!
Es ist für mich jeden Abend ein tolles Gefühl, wenn ich sehe wie weit ich schon gekommen bin. Lustig ist, wenn ich bei der Schlüsselübergabe gefragt werde, wo ich herkomme. Antwort: Aus Görlitz. Ja, aber woher wirklich? Aus Görlitz, ich wohne da. Dann ein erstauntes Lächeln. Dann: Wie weit gehst du noch? Bis ans Ende. Vacha?! Nein weiter, bis Santiago. Ungläubiges Schmunzeln: Ja klar, aber nicht an einem Stück! Doch, bis Weihnachten! Oh und ein noch ungläubigeres und verunsichertes Staunen erhellt das Gesicht. Dann kommen gute Wünsche für einen guten Weg. Diese Reaktionen erfüllen mich mit Freude und mit Stolz.
Übrigens habe ich das erste Schmunzelgesicht verschenkt. Ausdrücklich NICHT aus Gewichtsgründen! Er blieb bei Cindy und Roland, die so liebe Gastgeber waren. Obwohl der Wecker morgens 4.30 Uhr klingelte, haben wir bis 22.30 Uhr auf dem Balkon geschwätzt. Dabei bekam ich Einblick in ihren Alltag und habe erfahren, dass es nicht immer leicht ist, die Arbeit vor der Tür zu lassen. Ja und für diese schweren Momente ist der Stein gedacht! 
Aber nun noch den Kurzbericht der letzten Etappen bis Erfurt.
Von Leipzig ging es morgens los in Richtung Merseburg. Die Sonne meinte es wieder sehr gut mit mir und beschien mir kräftig den Weg. Auf dem Weg zum Auwald begegneten mir nacheinander drei Tagesmütter, welche ich freundlich begrüßte. Eine leichte Wehmut überkam mich. Die Strecke ist herrlich, Auen, Felder, Wald alles sehr fußfreundlich. Die Dörfer freundlich verschlafen und menschenleer. Die Dorfkirchen abgeschlossen. Willkommen in Sachsen-Anhalt!
In der " Samariterherberge" ( ein Behindertenprojekt) bitte ich um Wasser, damit die nächste Strecke nicht zu trocken wird. Herr Engelmann ( der Name ist Programm) bietet mir nicht mur Wasser sondern auch Tortellini mit Käse-Schinken-Soße und ein interessantes Gespräch über Inklusion, Schule, Bildung und Modelle in Skandinavien. Danach geht es gestärkt weiter. Die Sonne brennt und ich laufe endlos am Raßnitzer See. Es riecht total herrlich und ich entdecke Thymian, Schachtelhalm, Hirse?
Nach einem Irr - und Umweg komme ich in Merseburg an und erfahre, dass der Schlüssel für die Herberge- in der Kirche vergeben ist und so setze ich mich vor die Kirche und warte. Nach dem langen Marsch lege ich die Beine hoch und lese. Eine Frau kommt vorbei und gießt auf dem Friedhof. Wir plauschen kurz und ich errege ihr Mitleid. Sie gibt mir spontan ihre Adresse und sagt, wenn ich nicht rein komme, dann kann ich bei ihr schlafen. Oh wie nett. 19 Uhr rufe ich den Pfarrer an und er lässt  mich ein, denn die Pilgerinnen tauchen nicht auf. Auf der Empore schlafen- ich bin begeistert. Liege mit Altarblick! Ich kann es nicht lassen und singe leise und falsch " Donna nobis pacem". Es klingt erhaben. Ich bin begeistert und schlafe wunderbar.
Am nächsten Morgen besichtige ich den Dom, bevor es nach Freyburg geht.Der Weg ist wieder herrlich, durch einen wunderbaren Stadtpark, Wald und Marschland geht es bis nach Reipisch, wo es eine interessante Bruchsteinkirche mit herrlicher grsu- blauer Holzausstattung gibt. Nach dem Dom wirkt sie wie eine " Puppenstube", mit Miniorgel und statt eines Altars hängt oben eine Kanzel. Dieser Form von Kirche begegne ich zum ersten Mal. Danach wird der Weg bedrückend. Betonpiste, 4 km gerade aus in brütender Hitze. Als ich den Wald erreiche bin ich happy, aber der einsetzende Fliegen- und Mückenangriff lässt die Freude schnell verrauchen und ich bin froh wieder auf der Strasse zu sein. Freyburg ist erreicht! Das Pilgerquartier ist lustig! Über einer Autowerkstatt.
Im Zimmer standen zwei NVA- Doppelstockbetten mit frischen Bettlaken. Es gab auch eine heiße Dusche. Also als Pilgerquartier gut, nur fuhr morgens der Zug "durchs " Zimmer, weil dahinter die Gleise waren. Nach Freyburg kam Luigi, um 2Tage mit mir zu pilgern. So liefen wir am nächsten Tag zusammen über Naumburg nach Punschrau. Die Etappe war wunderschön, Weinberge, Flussauen und Kindheitserinnerungen von Luigi. Das Essen kam auch nicht zu kurz. In Punschrau hatten wir die Herberge für uns allein. Luigi erbettelte bei der Nachbarin Nudeln und ich bereitete aus den Resten einer Kinderfreizeit eine leckere Soße. Dazu gab es eine Flasche Müller Thurgau aus der Saale- Unstrut - Region. So schön kann pilgern sein. Der folgende Tag wurde dann zur Belastungsprobe. Von Punschrau wollten wir nur nach Buttelstedt, aber da es dort kein Bett für mich gab, musste ich bis nach Stedten. Luigi, als Kavalier, begleitete mich bis zum Schluss und die Tour zog sich auf satte 37,7 km, wobei wir auf den letzten 7 km von einem heftig platternden Landregen begleitet wurden .Nach kurzer Zeit war der Wasserstand in den Schuhen messbar. Luigis Stimmung war unter Null und ich freute mich, dass es nicht hagelte, donnerte oder blitzte. Seine Laune konnte auch die Idee eines Straußenei- Omeletts nicht aufbessern. Erst in Monis Kneipe, bei Spiegelei mit Kartoffelsalat und Bier fand er die Sprache wieder und zeigte ein zaghaftes Lächeln. Die Herberge war diesmal im Glockenturm der Kirche wunderschön untergebracht. Bei Kerzenschein saßen wir im Kirchenschiff und warteten auf Luigis Abholung.
In der Herberge lerne ich Julia, eine 26 jähriger Studentin kennen. Mit ihr bestritt ich die Etappe bis Erfurt. Sie hat meinen Weg wunderbar entschleunigt und ich bin schon fast geschlendert. Es war schön mit ihr zu plaudern und mit ihr zu schweigen. Unsere Wege trennten sich am Augustinerkloster. Sie übernachtete da und ich ließ mich von meinem Schulfreund Andreas abholen, bei dem ich einen Ruhetag einlegte. Abends bekam ich von ihm und seiner Frau eine kleine Stadtführung mit einem leckeren Abendessen in einer Kneipe. Heute habe ich den Ruhetag mit dem Besuch des Domes, des Augustinklosters und der alten Synagoge gefüllt. Erfurt hat eine wunderschöne Altstadt und gefällt mir ausnehmend gut. Mein kulinarisches Highlight war der Besuch des " Werkstatt- Cafes". Ich schwelgte in einer heißen Schokolafet, wo " der Löffel drin stand", dazu genoss ich einen Schokoladen- Himbeer- Cake. Als Probe des Hauses gab es ein Stück zartschmelzende Canache mit weißem Nougat und Walderdbeeren. Meine Geschmacksnerven tanzten Walzer! Um es noch zu toppen, aß ich eine Kugel Pistazie- Nougateis und eine Kugel Zitronensorbet mit Minze. Gekrönt wurde dies mit einem " Brückentrüffel".
Ich hatte heute an einem Laden gelesen : " Alles um ihr schönes Leben schöner zu machen". Ja dass ist mir heute trefflich gelungen! Den Abschluss meines Schlemmertages bereitete mir Petrus, ein Freund von Andreas, der für uns alle fränkische Spätzle kochte. Dazu gab es Salat und Wein und wir saßen gemütlich im Garten und unterhielten uns total angeregt bis tief in die Nacht. So gefällt mir das Pilgerleben, doch morgen geht es weiter nach Gotha!
Buen Camino! Bruni








Mittwoch, 15. Juli 2015

Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh...


Ja der Pilgeralltag lehrt mich immer wieder neue Dinge. So erwachte ich in Börln morgens und musste feststellen, dass sich mein Handy vollständig entladen hat! Panik macht sich sofort breit. Ist es kaputt? Wenn ja, wie kann ich Holger benachrichtigen und wie bekomme ich ein Neues und meine Daten? Also ab an die Steckdose und warten. Das ist ja meine stärkste Eigenschaft! Warten statt wilden Aktionismus. Ich will in Ruhe frühstücken, aber der Magen rebelliert.Zu viel Aufregung! Nach 1/2 Stunde zeigt das Handy wieder "Leben" und ich kann beruhigt loslaufen nach Wurzen.Die Strecke ist sehr schön, wenig Asphalt, viel Wald- und Feldwege.In Körlitz mache ich Pause und bekomme von einer älteren Frau Sauerkirschen geschenkt. Mit den Mirabellen am Wegesrand bekomme ich meine tägliche Portion Obst.Danach finde ich eine Alternativroute nicht und wähle die Alternative über eine große Kuhkoppel. Die Tiere stehen in großer Entfernung und so wähne ich mich sicher. Aber ein paar Kühe finden den " blauen Fleck" ( blauer Rucksack, blaue Hose) nicht so witzig und stürmen auf mich zu. Also flinke Füße, hinter die Absperrung, wo ich stolpere und im Dreck zur Vernunft komme und somit zurück auf die Straße! So lande ich unversehrt in Wurzen bei " Der Kräuterfee", einer netten, privaten Herberge über dem Bioladen mitten in der Stadt. Ich lege den Rucksack ab und erkunde die Geburtsstadt von Ringelnatz. Das Museum hat ausgerechnet heute geschlossen. Beim Bäcker kaufe ich mir Kuchen und im Bioladen Milch und dann setze ich mich auf die Terrasse am Quartier und lese. Abends wird die Herberge voll und ich erlebe meine 1. Nacht mit einer schnarchenden Pilgerin. Morgens gibt es lecker Frühstück und viel Gequassel. Ich merke, dass das mir nach der langen Zeit der Ruhe alles zu anstrengend ist und ich mich schnell verabschiede, um in den Lauf- Alleine- Modus zu kommen. Das nächste Ziel ist Leipzig, welches ich guten Schrittes nach einer Pause am Golfplatz in Machern ( ein idyllischer Ort dafür) , erreiche. Der Weg in die Stadt an der vielbefahrenen Straße nervt und kurz nach dem Paunsdorfcenter reicht es mir. Der Kilometerzähler wird  ausgestellt und ich fahre mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof, wo mein erster Weg mich zu Intersport führt. Nach intensiver Beratung habe ich mir größere Schuhe gekauft (siehe Foto) und habe meine Pilgerkasse geplündert! Dann bin ich zu meinem Nachtquartier zu Cindy und Roland aufgebrochen, welche mich ganz lieb aufgenommen haben. Nun kam ein Kultur-Pausen-Tag. Mit meinen neuen "7Meilenstiefeln" bin ich ins Zentrum gestartet, um mir in der Nikolaikirche den Pilgerstempel abzuholen. Dabei bin ich in eine herrliche Kinder-Kirchenführung gestolpert und habe erlebt, wie einfühlsam Kirchengeschichte Kindern näher gebracht wird und wie wohlwollend jeder Beitrag der Kinder in das Geschehen eingeflochten wurde.
Anschließend geht es zum zeitgeschichtlichen Forum Leipzig, wo es eine Foto- Karikatur- Austellung zur Politik 2014 gibt. Es sind sehr lustige und sehr nachdenkliche Bilder dabei.
Von da geht es zum letzten Kulturpunkt, ins Museum der bildenden Künste, wo   ich in der "Schenkung Böhm" einem echten Andy Warhol gegenüber stehe."Caroline" von 1976. Martin Parr sagte mir nix, aber seine Serie " The Phone Book" fand ich toll. Ich schlenderte noch durch die Dauerausstellung und befasste mich mit Max Klinger.
Damit beendete ich meine Kunstpause und begab mich zurück in meine Pension "Lojewski jr." und überlasse mich dem süßen Nichtstun. Gemeinsam mit Cindy und ihrer Küchenwaage reduzieren wir noch das Gewicht meines Rucksacks. Ich bin dabei mich total zu beschränken und andere geben volle Fahrräder als Kunst aus. Motto: Ist das Kunst oder kann das weg! ( Fotos). In meiner Herberge bitte ich meinen mir zur Verfügung gestellten Privatsekretär eine nette Postkarte für die Tageskinder auf den Weg zu bringen. Also lasst euch überraschen! Morgen geht es nach Merseburg. Immer weiter die Straße entlang....



Montag, 13. Juli 2015

" Tue erst das Notwendige, dann das mögliche und plötzlich schaffst du das Unmögliche" Franz von Assisi

Dieser Satz begrüßte mich vor der Touristinformation in Kamenz, welche sich in der Klosterkirche St. Annen befindet.
Er wiederspiegelt so ziemlich genau, wie ich mich fühle. Heute habe ich die 7. Etappe geschafft und die 200km- Marke ist überschritten! Yipiheh!
Ich habe die ersten Pilgerlektionen gelernt. Z. Bsp. es heißt nicht, dass wenn eine Telefonnummer an der Pilgerherberge steht, dass ich dann Einlass bekomme. So geschehen in Nebelschütz, wo mir am anderen Ende der Leitung erklärt wird, sie hat jetzt keine Lust zu kommen ( 17 Uhr), ich hätte vorher anrufen müssen! Ich soll bis Kamenz weiter laufen oder um die Ecke in den Gasthof gehen! Also ging ich nach Kamenz, wo mir der Schlüssel für das Türmerhaus auf dem Hutberg ausgehändigt wurde. Dort lernte ich Lektion zwei: Wenn du eine Pilgerherberge in Anwesenheit eines Radpilgers putzt, damit sie gewissen hygienischen Ansprüchen genügt, heißt das nicht, dass ich sie am nächsten Morgen ( nach Verschwinden des Radpilgers) noch geputzt vorfinde. Aber abends hatte ich ein " erleuchtendes" Erlebniss! Ich lag bei offenen Fenster ( vergittert, da im Wald) in meinem kuscheligen Yetischlafsack und war am Abgleiten ins Land der Träume, als meine Augen Licht streifte. Ich öffnete die Augen ( -5 Dioptrien Sehstärke) und sah über mir einen kreisrunden, neongrünen Lichtkreis, der sich bewegte. Der erste Gedanke war nächtliche Besucher mit Taschenlampe. Aber Neongrün! Also Brille auf die Nase und: Es war ein Glühwürmchen, was sich  verirrt hat. Ich mußte am Eric Carle 's Kinderbuch denken, dass ich den Kleinen so häufig vorgelesen habe. Ich half ihm den Weg nach draußen zu finden und schlief dann auch.
Die nächste Etappe führte mich nach Schönfeld, wo ich Schlossherrin sein wollte. Dich als ich in der Kemmenate saß und mir die versifften Matratzen und das Hundenapf- große Waschbecken anschaute, war ich eine traurige Prinzessin. Warum soll ich meinen Körper vernachlässigen, wenn ich ihm gerade Höchstleistungen abfordere? Warum meint man Pilger sind Schweine?
Jede Maschine die wir ständig benutzen, pflegen wir doch! Also auch meinen Körper! Ich griff zum Telefon, um mir im Ort in einer Pension ein Zimmer zu nehmen. Ich bekam eine Zusage zum Pilgerpreishttps://www.facebook.com/ von 10€ und eilte hin. Als ich ankam begann die Zeitreise ins Jahr 1970. Sprelacartschrank, alter Hocker,kleiner Tisch, kaputter Badschrank ABER eine heiße Dusche. Da ich keine Hausstauballergie habe, habe ich die Nacht gut überstanden und bin nach Skassa gelaufen. Dort fand ich freundliche Aufnahme bei Pfarrer Göpfert. Im Pfarrgarten machte uchverst einmal ein Fussbad im Eimer, denn meine Füße sind fett und heiß gelaufen! Dann besuchte mich Hartmut Landgraf, der mit mir über das Pilgern plauderte. Er ist Journalist und hat sich mit einem Internetmagazin zum Wandern im Allgemeinen und in der Sächsischen Schweiz im Besonderen selbstständig gemacht und will nächsten Freitag ein Porträt veröffentlichen ( sandsteinblogger.de). Er verriet mir Pilgerlektion drei: Wanderschuhe nach Gebrauch ans offene Fenster stellen und Einlegesohlen entfernen zum Lüften.
Abends hatte ich dann zum Essen auch Familienanschluss, was ich als sehr bereichernd empfand. Wir unterhielten uns u.a. über die Möglichkeit der Kirchgemeinde im ländlichen Raum Jugendarbeit zu gestalten, da dass Problem der Entfernung immer da ist.
Am Morgen frühstückten wir noch gemeinsam und dann holte mich Ines ab, welche mir die Einsamkeit auf der Etappe nach Strehla vertreiben wollte. Wie immer schnatterten und gackerten wir wie die jungen Hühner und haben nach der ersten Muschel nicht mehr auf den Weg geachtet und sind abwegig geworden. In Nünchritz waren wir falsch und haben eine Kurskorrektur vorgenommen. Die Picknickpause war von Ines liebevoll vorbereitet. So gab es neben Erdbeeren, Tomaten, Käse, Brötchen und Schokoriegel auch für jeden eine Piccolo Sekt. Damit stießen wir auf unsere Weiberfreundschaft an. Wunderbar. Danach erlebten wir ein skurriles Pilgerabenteuer, was ich mir auch nur mit Ines getraut habe. "Rast im Knast" in der JVA Zeithain. Wir überlegten noch, ob wir reingehen, als  der Erste uns  mit :" Ich bin der Ronny aus dem offenen Vollzug. Darf ich euch unsere Pilgeroase zeigen?" ansprach.Da gab es kein Zurück. Ich finde es ist ein mutiges Projekt, welches erst vor zwei Wochen an den Start gegangen ist. Aber allein hätte ich mich nicht getraut, denn in der ganzen Zeit habe ich keinen einzigen Bediensteten gesehen und wir waren mit mehreren Insassen im Gespräch. Abends hatte ich eine wirklich super ausgestattete und saubere Pilgerherberge für mich allein und habe meinen müden, dicken Füßen Pause gegönnt. Als ich etwas verzweifelt in meinen Rucksack gesucht habe, fand ich ein hübsches Lederarmband. Das sind die Überraschungen am Weg. Danke, liebe Agata, dass du so an mich denkst!?
Die heutige Etappe ging dann über Lampertswalde, wo nur die Pilgerkapelle geöffnet war nach Dahlen. 14 Uhr war der Ort wie ausgestorben und ich habe nur den Sackhüpfer und den Marktplatz besichtigt, um nach Börln zu laufen, wo es eine einfache Pilgerunterkunft gibt. Im hießigen Eiscafe habe ich mir Streuselkuchen zum Abendessen und fürs Frühstück gekauft, denn es gibt keine Kneipe und der Bäcker hat Montags zu.
Wenn meine Füße nicht so strapaziert wären, weil ich nicht wissen konnte, dass sie so anschwellen bei täglichem Wandern, wäre Pilgern ein Sonntagsspaziergang. So werde ich aber in Wurzen oder Leipzig im Sportgeschäft einen Boxenstopp einlegen, um die " Reifen" zu wechseln. Ja und die erste Tube Pferdebalsam ist auch alle!
Ultrea!
Bruni, die Pilgerin





Mittwoch, 8. Juli 2015

Zwischen Himmel und Erde


Ich laufe wirklich, wahrhaftig los! Unfassbar- einfach irre!
Die ersten zwei Etappen liegen hinter mir und es ist unbeschreiblich!
Am Montag bin ich los und als ich die Haustür öffnete, standen die Nachbarn mit " Winkelementen" vor der Tür, um sich zu verabschieden. Tim hat schnell das "Losgeh-Foto" geschossen, dann lief ich die Strasse runter und eine Welle von Glücksgefühlen brach über mich herrein. Ich lachte und die Tränen kamen und es hielt bis zur Peterskirche an. Dort wartete ich auf Frau Lammert, um den Pilgersegen zu erhalten. Es kamen Agata, Torsten, Heike und Thomas, um mir nochmal Lebewohl zu sagen. Wer nicht kam war Frau Lammert. Dafür sprang Pfarrer Pietz ein. Die Zeremonie des Segnens war sehr ergreifend. Vor dem Hochaltar betrachteten wir das Altarbild, welches Gott im Himmel und die Jünger auf Erden zeigt. Es symbolisiert, dass wir im Himmel und auf Erden behütet sind. Ich fühle mich gerade irgendwo dazwischen. Nach dem Segen bin ich so gerührt, dass mir das Wasser in die Augen stieg. Dann aber nochmals herzliche Umarmungen und es ging los. Ich fühle mich so glücklich, so fröhlich, so frei. Die ersten Kilometer liefen von allein. Ich spürte meine Beine und alle meine Sehnen und Muskeln schienen mir zu sagen: "Wir sind da, wir tragen dich, wir schaffen das!" Es taumelte ein Schmetterlingspaar vor meinen Füßen, landete auf meinem Noch glänzenden Schuh und ließ sich 2 Schritte tragen, bevor es weiter zog. Ich lasse meine Gedanken spazieren und erlebe erstaunt, wie sie sich selbstständig machen. Mein erstes Pilgermahl esse ich auf dem Hochstein, eine leckere, frisch gekochte und richtig heiße Hühnersuppe mit Nudeln. Die Portion ist recht klein, also beginnt hier die Genügsamkeit. Erschöpft und glücklich verbringe ich die Nacht in der "alten Schule" in Buchholz und ich habe die Pilgerherberge für mich allein. Ich werde nett eingewiesen und im Kühlschrank finde ich Käse, Butter, Leberwurst und Brot. Mir geht es so gut! Ich muss über mich selbst lachen, weil ich schon am ersten Tag alle Bedenken über Bord werfe und " fremde" Butter und Wurst esse. Nicht Bio und so köstlich! Ich merke meinen Rücken, der Rucksack ist zu schwer und ungewohnt und ich falle müde ins Bett.
Das Hochgefühl und der Adrenalinausstoss halten auf der 2. Etappe nach Bautzen an. 36 Grad und ständiger Durst können ihn nicht verhindern. Ich bitte 4 mal um Wasser und bekomme nicht nur dieses köstliche nass, sondern immer noch freundliche Worte und gute Wünsche auf dem Weg. Meine Dünnhäutigkeit hält an uns ich habe oft Tränen der Freude und der Dankbarkeit in den Augen. In mir jubelt und jauchzt es und ab und an muss es raus! Zum Glück bin ich allein auf dem Weg. Selbst die Dörfer sind in der Hitze recht ausgestorben.
Abends gewähren mir Anna und Steffen Obdach in Bautzen. Ich gecniesse die Aufmerksamkeit und die Dusche! Mein Rucksack ist definitiv zu schwer für den Anfang. Mein Rücken sagt " Be-schränkung" , also schicke ich über Anna die ersten Sachen zurück! Ja so geht es mir auf dem Camino! Bis bald! 



Donnerstag, 2. Juli 2015

Rucksack packen- nichts leichter als das!





Da habe ich seit Monaten beim Kauf des Equipments auf das Gewicht geachtet, mich mit Packlisten, Erfahrungsberichten u.ä.  rumgeschlagen und dachte ich sei gewappnet.
Pustekuchen! Fehlanzeige! Seit Montag bin ich am Klamotten zurecht legen und am wiegen desselbigen. Die Zielvorgabe 10kg plus Verpflegung erscheint mir nach 24Stunden utopisch!
Die 1. Gewichtskontrolle war ein größerer Schock, als wenn ich mich selbst auf die Waage gestellt hätte. 13,7kg!!!
 Da fehlten noch: Waschtasche, Handy, Foto, Wechselschuhe, Tagebuch und Verpflegung.
Also Schlafsachen, Weste, kleines Handtuch und großes Duschbad raus. Alle Waschsachen in Kleinformat und die Sanitasche minimiert und schon sind es nur noch 13kg. Ines, auch auf die Augencreme wurde verzichtet. Es gibt nur noch „Eine für Alles“.
Ich weiß nicht, wo noch Sparpotential liegt, wenn ich schon mit nur 2x Wäsche plus Regenklamotten auskommen soll.
Den Luxus von Sachen für abends, wie in allen Outdoor - Führern  beschrieben, hatte ich schon von Anfang an gestrichen. Mich gibt es nur noch in „Wanderkluft“ und ich mag nicht darüber nachdenken, wie die Klamotten bei täglicher Handwäsche nach Wochen riechen.
Auf Taschenlampe, Foto, Handy und ein Tagebuch (ja in Buchform, weil ich Ü50 bin) kann ich nicht verzichten. Ich habe im Laufe der Zeit 3! Reisetagebücher geschenkt bekommen. Alle sind mit lieben Wünschen versehen. Es tut mir aufrichtig leid, aber ich gebe zu, ich habe mich für das leichteste Exemplar (277gr)entschieden. Ich hoffe meine Tageskinder sind nicht allzu enttäuscht, aber 438gr ist zu schwer!
Ja und nun ist der Rucksack fertig gepackt. Es fehlen nur noch Wasserflasche und 2Äpfel!
Er wiegt 14,4kg!!!! Weniger geht nicht! Oder?


Übrigens, was wünscht man einem Wanderer auf seinen Weg? ...  habe ich mit den Tageskinder-Eltern sinniert.
Bergsteiger sagen: „Berg frei“
Sportler sagen: „Sport frei“
Segler sagen: „ Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“
ABER Wanderer? Mir fiel nur ein:“ Blasenfrei und Knochen heil“. In diesem Sinne...
ach ja, in 4 Tagen starte ich!