Freitag, 20. November 2015

Bis ans Ende der Welt- Der Weg nach Finisterre!


Endlich war es wieder soweit! 2Tage nicht laufen empfand ich als sehr anstrengend und so freute ich mich wieder den Rucksack zu schnallen und in die Wanderschuhe zu schlüpfen.
Zu viert stiefelten wir los und fanden den Weg nicht! Dieses Problem hatte ich in Städten ja schon öfter. Andreas, der Techniker setzte sein Smartphone in Gang und wir folgten ihm bedingungslos, bis ich sagte:" Jungs, dass ist die völlig falsche Richtung, dass kann nicht stimmen." Meinem Vorschlag zur Kathedrale zu gehen und neu zu suchen nahmen sie an, doch noch bevor wir da waren, hatte das Wundergerät einen neuen Weg und die Kerle trabten wieder der Technik hinterher! Nach 5 Minuten wurde Han klar, dass es nicht stimmte ( ich war schon vorher sicher) und so "noch einmal das schöne Spiel",.... Dann stimmte wenigstens die Richtung, aber Pfeile sahen wir nicht. Ich unterließ meine Dementi, denn gegen 3 Männer hatte ich keine Chance. Wir kamen auf eine Landstraße und eine Spanierin stoppte ihr Auto und erklärte uns, dass wir falsch seien! Wir sollten zurückkehren. Niemals! Im nächsten Ort zeigte uns ein Mann einen Weg, auf dem wir zum Camino  zurück kamen und mit 3 Mehrkilometern waren wir richtig. Mich verwunderte, dass er immer noch als " Camino de Santiago" ausgeschildert ist, denn Santiago lag hinter uns. Der Weg ging hoch und runter, war ziemlich anstrengend und Willem hat eine Geschwindigkeit vorgelegt, da kam ich nicht mit. In Aguapesada ging es dann richtig steil 250 Höhenmeter hoch und ich merkte es in meinen Achillissehnen! Es ging wieder durch Eukalyptuswälder und der  herbwürzige Geruch war wunderbar.
In Ponte Maceira setzten sich Han und ich auf eine Steinbank in die Sonne, um auszuruhen.( Willem und Andreas waren nicht mehr gesehen!) Wir hörten jemanden fröhlich singen und eine alte, runzlige Frau kam behend und trällernd aus dem Wald. Das war sehr rührend, diese Lebensfreude in dem faltigen Gesicht zu sehen.
In den Gärten blühten Kamelien und die Zitrus- und Orangenbäume trugen leuchtende Früchte. Palmen so groß, wie ich sie nur aus Filmen kenne, standen hier in den Vorgärten, wo auch noch Azaleen blühten, welche Pracht.
Danach ging es abwärts und nach 26 km waren wir in Negreira. Es war erst 14 Uhr und das Wetter herrlich, sodass wir beschlossen nach einem Picknick weiter zulaufen. Was hatte mich da nur geritten? Es ging nämlich wieder steil bergauf-100 Höhenmeter! Ich dachte immer zum Meer geht es bergab, aber Irrtum.
Als wir in Vilaserio nach 37 km ankamen war ich "Fix und Foxi" und meine Achillissehnen waren ein einziges Schmerzbündel! Willem hatte uns schon ein Bier bestellt und das war ein Lichtblick. Die private Herberge dagegen war keiner! Keine Heizung, lauwarmes Wasser aus der Dusche, Spinnweben in den Ecken und Schimmel an der Decke.16 Betten, aber nur 6 belegt.12€ bezahlten wir dafür und dass ist dreist! Es gibt keine Alternative, denn die städtische Herberge ist schon im Führer schlimmer beschrieben. Andreas fluchte, weil es nicht einmal Internet gab und es kalt ohne Ende war.Ich zog alles an, was ich hatte und kroch in den Schlafsack, bevor wir in die Bar zum Essen gingen.
Die Nacht war angenehm leise, bis 6.30 Uhr der Wecker der Koreaner klingelte. Von da an ging es hin und her und es raschelte und knisterte, dass ich aufstand. Die Jungs taten dasselbe und so waren wir 8 Uhr Abmarschbereit. Frühstück gab es erst ab 9 Uhr und so liefen wir in der Dämmerung in einen wunderbaren Morgen. Willem hastete wieder davon, aber ich trat meinen Tritt und genoss den Sonnenaufgang und machte ein paar Fotos.

Der Weg ging wieder hoch und runter und ich glaubte fest, dass ich über 7 Berge gehen muss, um das Meer zu sehen. Heute waren 4 dran! Ich merkte jeden An und - Abstieg und war froh, als nach 8 km Frühstückspause war. Der Wirt hatte nicht viel Lust und so gab es Bocadillo mit Chorizo und Kaffee. Es ging weiter durch die herrlichen Eukalyptuswälder und dazwischen Kiefern, was der Nase ein extra würzig- harzigen Duft bescherte. Ich lief als Letzte und genoss die Ruhe und Kraft der Natur.
Nach Hospital ging der Weg den nächsten Berg hoch, aber diesmal verlief der Weg am Bergrücken entlang. Rechts plätscherte lieblich ein kleines Flüsschen und links unten brauste ein großer Fluss und ich dazwischen hatte einen herrlichen Klangteppich voll Wassermusik. Es blühten gelbe Büsche, die wie Ginster aussahen, aber spitze Blätter/ Nadeln hatte.
Ja und nach 30 km kamen wir in Dumbria an, wo uns eine moderne, große und saubere Herberge erwartete. Wir waren die Einzigen und so nahm ich mir die Freiheit einen " Frauenruheraum" zu eröffnen! Ein Zimmer für mich allein, für 6€! Perfekt. Ich duschte und kochte Kaffee. Dann kam die Hospitalera und wir konnten uns anmelden. Danach ging es ins Dorf, um einzukaufen. Aber die Internetjunkies brauchten erst einmal Wifi und so landeten wir in einer Bar, an der der Supermercado angeschlossen war und wir tranken etwas, bevor wir etwas zu essen kauften.
Han hat einen guten Wein ausgesucht und ich gab zu bedenken, dass in der Herberge keine Gläser vorhanden waren. Also baten wir die Besitzerin der Bar uns 4 Weingläser bis morgen früh zu leihen. In einem Mix aus Spanisch,Englisch und mit den Händen. Sie tat es tatsächlich und packte sie uns noch bruchsicher ein. Welch eine nette Frau! Ob dass in Deutschland auch gegangen wäre?
Unterwegs kamen wir an vielen, kleinen und teilweise verlassenen Dörfern vorbei und diese verfallenen Häuser erinnerten mich an einen Spiegel- Bericht über den Verfall von Dörfern auf Grund des Bevölkerungsrückgangs auf dem Land. Dort waren computeranimierte Bilder von Häusern, die von der Natur zurück erobert wurden. Verfallen, von Efeu überwuchert und in der Mitte wachsen Bäume. Es war für mich irgendwie unvorstellbar und nun lief ich durch Regionen, wo dies schon stattfindet!
Erschreckend, aber auch irgendwie verwunschen schön.

Am  Morgen wurde ich vom plätschern vor dem Haus geweckt. Es schüttete! Ich deckte den Frühstückstisch und als wir gegessen hatten, hatte der Regen aufgehört. Aber der Himmel war bleigrau und regenverhangen, sodass ich gleich im Regenoutfit startete, was klug war, denn nach 15 min begann es erneut zu regnen. So sollte es die nächsten 5 Stunden bleiben, mit mal mehr oder weniger Regen und Wind. Naja, ändern konnten wir es nicht, aber ich schwitzte so unter dem Cape, dass ich die Kapuze absetzte, denn die Haare waren so oder so nass. Der Weg war heute nur hügelig und weniger steil, die Etappe vergleichsweise kurz und ich blickte mich um und entdeckte wieder viel Blühendes. So sah ich heute Hortensien, Callas, jede Menge fleißiges Lieschen und Teppiche von lila Blumenkissen und einer gelben anemonenartigen Blume.
3km vor Muxia konnte ich das erste Mal das Meer sehen und dass war wunderschön, obwohl es auch nur grau in grau leuchtete. Aber einmal im Jahr noch das Meer sehen hat für mich etwas.

In Muxia gibt es eine fast perfekte Herberge mit einer Bewertung von 9,6.
Wir bekamen unsere " Muxia", ein Diplom für den Weg von Santiago nach Muxia zu Fuss! Jetzt sammel ich Urkunden! 
Wir duschen so heiß es geht ( leider nicht so heiß, wie ich es aushalte) und " legten" uns trocken. Die nassen Klamotten steckte ich das letzte Mal in die Waschmaschine.
Wir gingen an das Meer und das Wetter wurde etwas besser. Dann kauften wir ein und kaum waren wir zurück, regnete es wieder.

So wie der gestrige Tag endete, so fing der letzte Tag an! Es regnete und regnete und Willem meinte seine Wetterapp hätte nur 7% Regen angezeigt und es hört gleich auf. Ich vertraute ihm und zog nur die Regenjacke an. Welch ein fataler Fehler, denn die meinte wohl 7% Wahrscheinlichkeit, dass es aufhört.( Oder hatte er für Holland geschaut?) Also liefen wir den größten Teil des Weges durch Natur, die ich aber nicht wahrnehmen konnte, weil die Brille vom Schwitzen beschlagen und von Regen tropfnass war. Ich musste sehen, dass ich die Füße hoch genug nahm, damit ich nicht hinfiel. Hier wären Kontaktlinsen angebracht gewesen. Alles wurde klitschnass, Geld, Taschentücher, Unterwäsche, Socken...  So waren heute nicht mal Fotos möglich, da Handy und Kamera regensicher im Rucksack verstaut waren.Solange wir liefen war alles gut. Es gab nur kleine Dörfer ohne Bar am Weg und so gab es die erste Pause in Firxe, wo es ein Häuschen mit Getränkeautomat und WC gab. Nach 22 km kamen wir an einer " Initiative" vorüber, wo es gegen Donativo einen heißen Kaffee gab und ein Tuch zum Brille trocknen. So konnte ich auf den nächsten 10 m herrlich große, blühende Trompetenbäume und Hibiskus sehen. Dann war nichts mehr zu sehen. Han meinte, dass der letzte Tag uns nochmal die Härten des Pilgerlebens zeigt. Er behält recht, denn es regnete den ganzen Tag und wir kamen in Finisterre an und sahen regengraues Meer und hatten überhaupt keine Lust zum Kap zu laufen.Wir gingen zur öffentlichen Herberge und holten uns unsere letzte Urkunde, die "Finisterra"  ab. Wir suchten uns noch schnell ein Restaurant bevor sie Siesta machten und aßen Hamburger.

Für Andreas war nun Schluss. Er fuhr mit dem Bus nach Santiago zurück, da sein Flug morgen früh nach Hamburg geht. Wir suchten uns eine Herberge und fanden diese mit Hilfe von Markus ( der seit 3 Tagen hier ist) bei Sonia. Sie gab uns ein Viererzimmer zum Herbergspreis und das war ganz nett. Wir legten uns und unsere Sachen ( mittels Trockner) erst einmal trocken und ruhten aus. Han und ich gingen einkaufen, denn die Herberge hatte eine super ausgestattete Küche, sodass wir wieder kochen konnten.
Ja und nun bin ich am Ende der Welt und meine Pilgerreise ist nach 137 Tagen zu Ende. Was soll ich dazu sagen? Das Ritual des Socken verbrennens haben wir auf Grund des Wetters auf morgen verschoben oder, sollte es nicht besser werden, lassen wir es!
So richtig realisieren werde ich es wohl erst, wenn ich am Samstag im Flieger sitze, bzw. Holger am Flughafen um den Hals falle.
Was ich auf der Reise erlebt habe, habe ich ja hier im Blog recht anschaulich berichtet und was davon bleibt? Das wird die Zukunft zeigen.
Jedenfalls hatte ich eine wunderbare und unvergessliche Zeit und bin dankbar, dass ich sie so erleben durfte, mir soviele verschiedene Menschen begegnet sind, soviel Sympathie und Toleranz entgegen gebracht und auf dem Camino gelebt wurde.
Vor allem bin ich meiner Familie dankbar, die auf dem Weg zu mir gestanden und es erst möglich machte, dass ich völlig entspannt das Abenteuer angehen konnte. Dies ist nicht selbstverständlich, wie ich so oft erlebte.
Ein besonderes Dankeschön gebührt vor allem meinem Sohn Tim Pepe, der trotz Berufstätigkeit den Blog fast immer pünktlich einstellte und viel Geduld mit seiner Mutter hatte. Meiner Tochter Svea Danke für das "Kopf waschen" in Metz und Danke Holger, dass du mich gehen ließest! DANKE! DANKE! DANKE!
Zum Schluss noch ein bisschen Statistik, was mir gerade so durch den Kopf geht:
137 Tage
davon 7 Ruhetage und 4 1/2 Ruhetage ( Tage unter 15 km)
d.h.durchschnittlich 27 km pro Tag
39€ durchschnittliche Ausgaben pro Tag inkl. Neuanschaffungen und Reparaturen
130 verschiedene Betten und Unterkünfte ( vom Wohnwagen, über Herberge bis zum Hotel alles in verschiedensten Zuständen)
137 Tage eine Geschichte,
davon 136 positive Erlebnisse
4 Tuben Pferdegel
6 Tuben Hirschtalgcreme
4 Packungen Blasenpflaster
Ich bin in den Fotoalben folgender Nationen zu finden:
Polen, Rußland, Holland, Belgien, Deutschland, USA, Mexico, Brasilien, Australien,Kanada, Frankreich, Irland, Schottland, Korea, Japan, Island, Italien.
Ja und wer noch mehr wissen möchte, der kommt einfach mal vorbei!
Denn jetzt geht dieser Blog, leider ohne Sonnenuntergangsbild vom Ende der Welt zu
               E N D E

Dienstag, 17. November 2015

Santiago- Nachlese

Jetzt ist es endlich soweit: Santiago liegt zum Greifen nah und ich brauchte noch ein wenig Zeit, dass zu realisieren. Also zögerte ich die Ankunft noch herraus und begab mich auf eine kleine Etappe und nicht auf die Mammutetappe von 41 km. Der Morgen war wieder frostig kalt und neblig und die Sonne schaffte es erst am späten Vormittag den Nebel aufzulösen und den Tag in Sonne zu baden. Ich konnte mir Zeit lassen, denn ich hatte nur 20 km vor mir. Aber das langsam Gehen ist ja nun nicht gerade meins und so machte ich eine 2. Frühstückspause, um nicht vor dem Öffnen der Herberge in O Pedrouzo zu sein. Ich war tatsächlich schon 13.30 Uhr da und spielte kurz mit dem Gedanken durchzulaufen. Aber irgendwie war ich noch nicht bereit. Also zog ich in die Herberge ( welche hoffentlich nicht voll wird, weil doch recht groß), hängte meine Wäsche in die Sonne und kochte mir Kaffee. Ich genoß mutterseelenallein die Sonne auf der Terrasse der Herberge und gab mich dem süßen Nichtstun hin. Thomas wollte aufholen und mit mir nach Santiago laufen. Also stellte ich mal 2 Bier kalt. Er freute sich dass ich gewartet habe und wir gemeinsam nach Santiago laufen. Abends gingen wir zusammen Pizza essen. Der Abend wurde lustig, kamen doch noch andere Pilger dazu.
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Der denkwürdige Morgen wurde von dicken Nebel eingehüllt und ich war so aufgeregt, dass ich nur so hibbelte. Jetzt wollte ich nur noch nach Santiago. So lief ich schnellen Schrittes und Thomas kam kaum hinterher. Ich traf Jakob wieder und er erzählte mir von seinem magischen Caminomoment. Gerade hatte er einen Anruf, dass er ab 1.1.2016 einen Job bei der bayrischen Justitz hat. Gratulation, so kurz vor dem Ziel, so eine Nachricht. Am Monte Goso steht ein riesiges Pilgerdenkmal und von da soll man einen tollen Blick auf Santiago haben! Wir hatten ihn nicht, denn der Nebel war zäh. Ich ging in die Kapelle St. Marco, um kurz inne zu halten und las die Losung und da stand:" Wird dir ein Amt angetragen, so diene." Ich lief raus zu Jakob, um ihm dies zu zeigen. Er war fassungslos! So eine göttliche Fügung ist schon fast unheimlig. Als Katholik kannte er die Herrenhuter Losungen nicht und so gab ich Nachhilfe in evangelischer Religion.
Nun war aber kein halten mehr und wir liefen los. Der Einzug war etwas ernüchternd, denn der Speckgürtel ist architektonisch so einfallslos wie viele Städte. Als die Häuser älter wurden jubilierte in mir schon jede Faser und das Gequassel von Thomas umd Jakob über Sport ging mir mächtig auf die Nerven. Was interessiert mich Schuhmacher, wenn ich nach fast 3400 km Santiago erreiche? Ich lief ein paar Schritt vorraus, um mich auf die Stadt zu konzentrieren.
Als ich um eine Ecke bog, hörte ich meinen Namen und konnte es nicht glauben. Simon ( der Schnellläufer) erwartete mich und gratulierte mir und ich war so erfreut ihn wieder zusehen. Er lief mit zur Kathedrale, machte Fotos und verhalf mir zu meiner Compostela! Ich war völlig aus dem Häuschen und konnte es noch garnicht realisieren, dass ich tatsächlich angekommen bin, nach 4 Monaten und 6 Tagen! Wahnsinn!
Dann gingen wir zusammen Tapas essen, bevor ich in mein Hotel ging, dass Holger mir gebucht hatte! Endlich mal wieder eine Nacht ohne fremdes schnarchen und stöhnen. Niemand der beim Zähne putzen zuschaut und ein Badetuch von 2x1Meter! Mehr brauche ich nicht, um glücklich zu sein.
16 Uhr war großes Pilgertreffen an der Kathedrale und es ist erstaunlich wer heute alles angekommen ist. Es gab ein großes Hallo, eine Mega- Fotosession und viele Glückstränen. Anschliessend gingen wir etwas trinken, bevor sich die Runde auflöste. Ich ging in die Kathedrale, besichtigte diese, umarmte die Santiagofigur und ging in die Krypta, um den Sarg des heiligen Jakobus zu sehen. Danach legte ich im Hotel die Beine hoch, schickte eine Rundmail und genoss die Ankunft. Langsam realisierte ich, ich bin da!
Abends ging ich zur Messe und die war nur mäßig besucht. Der Gottesdienst brachte mir die erhoffte innere Ruhe und am Ende sang eine Schwester eine Liturgie und da liefen die Tränen der Erleichterung.
Santiago am Abend war wunderbar. All die alten Gemäuer im sanften Licht der Laternen und Pilger überall. ( Woran erkennt man einen Pilger in Santiago?- An den Schuhen #Badelatschen, weil Blasen# und/ oder an den rutschenden Hosen!)
Ich hatte mich mit Thomas zum Essen verabredet und er reagierte nicht auf meine sms. Also zog ich allein los und traf Amori und Laura. Wir gingen zusammen essen und unterhielten uns darüber, was der Weg bei uns verändert hat. Mein Englisch war leider nicht ausreichend, um alles genau zu verstehen, aber einiges schon.
Danach ging ich in mein Hotel. Der Tag war voller Erlebnisse und nun war ich müde. Thomas hat sich mit einer fadenscheinigen sms abgemeldet und ich fand das enttäuschend.
Einmal Pilgerroutine- immer
Pilgerroutine!?
Trotz aller Ausschlafvorsätze wachte ich 8 Uhr auf und wollte raus. Also angezogen und Santiago erobert. Der erste Gang führte mich zu den Markthallen, wo die Händler schon alle Hände voll zu tun hatten. Dann kaufte ich Postkarten, um alle Versprechen des Weges einzulösen und setzte mich mit diesen in ein Straßenkaffee zum Frühstück. Ich bummelte durch die Straßen und setzte mich 11Uhr in die Warteposition, um Han und Willem ( die verrückten Holländer) zu empfangen. Tatsächlich schafften sie es kurz vor der 12 Uhr- Messe dazusein und die Wiedersehensfreude war riesig! Sie brachten Andreas aus Hamburg mit. Heute war ich diejenige, die die ersten Fotos machen durfte. Dann gingen wir zur Messe und jetzt wurde die Botafumeiro ( riesiger Weihrauchkessel) geschwungen. Die Kirche war richtig voll und ehrlich gesagt mutete das Ganze einem katholischen Theaterstück an, wo am Ende noch geklatscht wurde!?

Wir gingen zusammen einen Kaffee trinken und dass erinnerte mich an unsere vergangenen Tage. Oh wie freue ich mich auf unsere letzten Tage nach Finistere! Dann verabschiedeten wir uns, damit sie in der Herberge einchecken konnten und verabredeten uns zum Mittagessen, wo dann die ersten Geschichten ausgetauscht wurden. Nachmittags bummelte ich durch das Pilgermuseum und durch die Stadt. Eine Stunde Siesta und dabei die mails angeschaut.
DANKE! DANKE! DANKE!
für die vielen Glückwünsche und lieben Worte!!!!!
Ich schaffe es nicht, allen persönlich zu danken, denn dann sehe ich nichts mehr von Santiago!
Ich bin beeindruckt über das Mitfiebern, Mitleiden und Mitfreuen!
Die Resonanz auf den Blog und die Wehmut bei Euch, dass es zu Ende geht berührt mich zutiefst.
DESHALB diesen Nachlese und der letzte Blog wird definitiv der Blog über den Weg nach Finistere sein.
Abends war dann die große Santiago- Ankomm- Wiedersehens- Freude- Tour durch das gastronomische Santiago. Dabei erzählten wir uns, was wir erlebt haben und wie wir den Weg erlebt haben. Welche Veränderungen ( die gibt es definitiv!) wir an uns und unserem Denken und Fühlen entdecken und was wir davon mit nach Hause nehmen werden und uns bewahren wollen. Es ist schon ein tiefgreifendes Abenteuer, wenn man solange ( die Jungs sind ja auch in Holland gestartet) aus seinem "alten" Leben geht. Nicht jeder hat dass Glück dabei so von seiner Familie unterstützt zu werden wie ich! Das wird mir an diesem Abend wieder ganz bewußt!
Am nächsten Morgen zog ich in das Pilgerhotel um, da wir am Sonntag morgen zusammen nach Finistere aufbrechen wollten. Vor uns lag aber erst noch ein Ruhetag mit viel Sonne, den wie mit einem ausgiebigen Frühstück begannen, um dann zur Touristeninfo zu schlendern, um uns die nötigen Informationen für den Weg über Muxia zu besorgen. Als wir die hatten, war es Zeit für einen Kaffee in der Sonne neben der Kathedrale und das Leben am Platz zu beobachten.
Dann begaben wie uns auf einen Spaziergang in den vielfältigen Parks der Stadt.
Die Siesta gehörte zu einem Ruhetag unbedingt dazu und so gingen wir in das Pilgerhotel zurück, um uns vom süßen Nichtstun auszuruhen.
Abends schlenderten wir durch die Stadt und aßen in einer Pizzeria zu abend. Spät wurde es diesmal nicht, denn wir wollten für den letzten Teil des Weges fit sein.

Donnerstag, 12. November 2015

Santiago de Compostela

HEUTE, den 12.11.2015 UM 13.15 Uhr HABE ICH SANTIAGO NACH 4 MONATEN UND 6 TAGEN ERREICHT!!!!  3387,8 KILOMETER VON GÖRLITZ!!
ICH BIN GLÜCKLICH UND DANKBAR!



Mittwoch, 11. November 2015

Die Kilometerfresser


Der Tag begann so grau wie der gestrige aufgehört hatte und so ist wieder Regenoutfit angesagt. In der ersten Apotheke kaufte ich einen neuen Spray gegen Bettwanzen, denn ehrlich gesagt bin ich seit Leon hysterisch und sprühe jeden Abend jedes Bett und meinen Schlafsack ein. Als ich rauskam schüttet es. Sollte mich das nach dem vielen Regen in den letzten Tagen erschüttern? Ich ließ mir den Optimismus nicht nehmen und zog los. Thomas lief mit und musste motiviert werden. Er schimpfte wie ein Bierkutscher und mein Erzieher-Gen kam durch. Er ist ein wirklich sympathischer Typ, aber fluchen kann ich nicht haben. Er bemüht sich sichtlich. Der Regen wurde nicht weniger und so kehrten wir in Camponaraya zu einer Weinprobe ein. Etwas angetrocknet ging es wieder ins Nass und ich konnte die Schönheit des Herbstes in dieser mit Wald bewachsenen hügligen Gegend nur erahnen. Überall sind Weinberge dazwischen und das Laub hat die totale Färbung von goldgelb zu rostbraun und tiefweinrot. Aber alles ist nass und die Feuchtigkeit hängt über der Erde. So nutzten wir jede Gelegenheit zur Einkehr und in Cacabelos ist ein wirklich uriger Landgasthof. Mit dunklem Holzgebälk, offenen Kamin und gemütlichen Sesseln. In der Hoffnung, dass der Regen aufhört, machten wir Mittagspause mit Brotzeit und Weinprobe. Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber dies ist nun der erste komplette Regentag nach 123 Tagen. Ich laufe 8 Stunden im Regen nach Villafranca del Bierzo. Es ist nicht so, dass ich deshalb schlechte Laune hätte, oder mir das Laufen schwer fällt. Es ist nur das wissen, dass es hier wunderschön wäre wenn... und mich in der Herberge zig nasse Pilger in einem Zimmer mit zig nassen Klamotten erwarten und die Luft dann wieder extrem ist. Also entschied ich mich für die letzte Herberge im Ort ( in der Hoffnung, dass die Ewig- Krawallmacher in der ersten Herberge einfallen), die kleiner ist und u.a.Doppelzimmer anbietet. Das gönnte ich mir heute, denn so kann ich die Frischluft regulieren und habe einen Heizkörper für mich allein, um meine Sachen zu trocknen.
Mit Thomas aß ich zusammen zu Abend und so ging der nasseste Pilgertag zu Ende.


Mein 125. Tag brach an und die Sonne durch! Endlich! Es lief sich einfach besser in trockenen Klamotten, auch wenn der Rucksack bei Regenwetter leichter ist. Die Etappe hatte es in sich. Die ersten 20 km gingen stetig bergan an verschieden stark befahrenen Straßen entlang. Dann konnten wir endlich auf einen richtigen Wanderweg abbiegen. In einem kleinen Dorf machten Thomas und ich in einer Pulperia Mittagspause und aßen Pulpo, der sich eine halbe Stunde später als " Pupso" entpuppte und mir Magenschmerzen verursachte. Er war wohl zu fett für meinen noch angeschlagenen Magen.
Danach ging es 8 km steil bergan und Thomas verfluchte meine Fitness. Er kam kaum hinterher und war völlig nass geschwitzt. Also gab es vor Zieleinlauf noch ein Boxenstopp in einer Bar. Die Landschaft war wunderbar herbstlich und wir schauten in zig Täler. Einfach schön. In O Cebteio kommen wir 1/2 Stunde vor Sonnenuntergang an und der war dramatisch faszinierend. Rote Wolken rasten über die Berge und die Sonne verschwand am Horizont.
Später gab  es einen einzigartigen Sternenhimmel zum " Anfassen". Der Ort ist auf 1400 m Höhe und besteht aus lauter schiefergedeckten Steinhäusern, welche alle Zimmer vermieten. Die Preise sind auch dem Himmel nah und ich zog den Schnarchsaal mit 32 Schläfern vor. So konnte ich davon ausgehen, dass ich den Sonnenaufgang nicht verschlafe.

Die Nacht war wie erwartet unruhig. Immer ging einer rein oder raus und es war interessant, was 32 Leute für unterschiedliche Geräusche machten: schnarchen in verschiedenen Oktaven, pfeifen,seufzen, stöhnen... So stand ich schon 6.30 Uhr auf, packte meinen Rucksack und lief mit Stirnlampe im Dunkel los. Nebelschwaden zogen über den Berg und ich lief mutig an der Landstraße entlang. Aber so früh fuhr noch niemand zur Arbeit. In Lineares begann der Sonnenaufgang und als ich auf dem Pass von San Roque (1220 m) war bot sich mir eine einzigartige, kaum beschreibbare Farbexplosion aus goldenen Strahlen, purpurroten Wolken und azurblauen Himmel.So gigantisch schön! Ich lief forschen Schrittes weiter und überquerte den Alto do Polo (1337m), den höchsten Punkt des gallizischen Teils des Jakobsweges. Die Sonne wärmte allmählich richtig, sodass ich in kurzen Klamotten wandern konnte. In Filloval aß ich erst einmal Frühstück, bevor es weiter nach Samos ging. Der Weg war wunderschön und die Bergblicke waren grandios. Ich kam durch kleine galizische Dörfer und diese sind von erschreckender Armut gekennzeichnet. Kaputte Häuser, davon die Hälfte unbewohnt, teilweise unbefestigte Straßen, Kuhkot verschmutzt und die Gülle läuft in der Mitte entlang. Die Bewohner gehen nur in Gummistiefeln durch den Schmutz und es stinkt teilweise zum Himmel. Jede Menge Hunde streunen apathisch rum und nehmen von nichts und niemand Notitz. Gott sei Dank! Wenn ich freundlich grüßte kam nichts zurück und alle sehen ein bisschen mürrisch aus. Ein alter Bauer trieb seine Kühe auf die Weide und die sahen auch mager aus. Am Ende taumelte eine total verschmutzte und ausgemergelte Kuh hinterher und der Anblick war grausam. Warum versagt man ihr den Gnadenschuss?
14 Uhr war ich schon nach 33 km in Samos, wo überall Siesta war. Ich ging zur privaten Herberge und bekam ein Doppelzimmer. Die kirchliche Herberge hat 74!!! Betten in einem Raum und ist sehr herunter gekommen. Später wurde meine Herberge noch voll und ich bekam eine junge Frau aufs Zimmer. In der kirchlichen Herberge liefen Mäuse durch, sodass einige Pilger es vorzogen umzuziehen.
Nachmittags kaufte ich etwas Proviant für den nächsten Tag und ging zum Kloster, um es zu besichtigen. Pilger bekommen Rabatt und für 3€ konnte ich an der Führung teilnehmen. Ich war erstaunt keinen anderen Pilger zu entdecken. Das Benedektinerkloster ist riesig und hat zwei sehr schöne und verschiedene Kreuzgänge. Der obere Flur wurde von Künstlern ringsrum mit kirchlichen Geschichten bemalt. In der Sakristei gibt es ein wundervoll verziertes Doppelwaschbecken, an dem den Gemeindemitgliedern rituell die Hände gewaschen wurden. Die Kirche ist Barock und laut Prospekt sehr schlicht, aber ich fand sie zu goldlastig. Wer braucht soviele Altäre?
Abends gehe ich zur heiligen Messe.Die ist mehrheitlich von Pilgern besucht. Das Verhältnis zu dern Einheimischen liegt bei 16:4!
Abends sitze ich dann mal wieder beim Pilgermenü in großer internationaler Runde.

Morgens um 7 Uhr stand ich auf und lief nach Sarria, einer etwas größeren Kleinstadt. Sie lockt mit Tapasbars und jede Menge Übernachtungsmöglichkeiten. Ein Pizzabar verführt mit dem Novemberspecial: una cama, una pizza 15€! Ich war aber gerade erst warm gelaufen, die Sonne schien herrlich und der Himmel war wolkenlos. Also lief ich weiter einen bizarren, schönen Weg der von alten, verwitterten Steinmauern gesäumt war und wahrscheinlich schon  in uralten Zeiten Pilger vorwärts gebracht hat. Er ging teilweise steil bergan und sehr viel steil bergab. Regelmäßig kamen die kleinen Dörfchen und als ich eine Bar sah, machte ich Mittsgspause und traf wieder bekannte Gesichter. Mein Bett stand diesmal in Portomarin (89 km vor Santiago), in einer freundlichen, privaten Herberge.
Ich habe ja schon oft von der Vielfältigkeit der Pilger erzählt und neben den " Ballermann-Pilgern" sind mir die " Edding-Pilger" die Unangemehmsten. Muss jeder seinen Namen oder seine super Sprüche, wie " XYZ war hier" mit Edding an alle Schilder oder Pilgerfiguren schreiben? Manche schleppen sogar eine Sprühdose mit sich rum!!

Aber ich habe auch den eleganten Pilger entdeckt! Ein Spanier mit leicht grau durchzogenen, schütternem, gegeelten, welligen Haar, läuft konsequent in weißer Hose, farbigen Hemd und seidenem Halstuch den Weg und ist ein echter Hingucker. Ich habe ihn am Trockner getroffen und er hat tatsächlich 3 weiße Hosen dabei! Ola la, alle Achtung!
Dann gibt es noch die Supersportskanone aus Polen. Ein Medizinstudent der aussieht wie ein Modell, macht morgens mit seinem Rucksack auf dem Rücken Liegestütze und schafft jeden Tag mehr.
Der Akrobatikpilger ist mir auch begegnet. Er balancierte seinen Pilgerstab meterweit auf einem Finger!
Wir sind schon ein lustiges Volk- wir Pilger dieser Welt.
Dann gibt es noch die zu Herzen gehenden Camino- Liebesgeschichten. So trafen sich eine in London lebende Koreanerin und ein in Frankreich lebender Mexikaner und " folling in love". Sie gehen Händchenhaltend den Weg und sehen so glücklich aus. Cappi, die Amerikanerin, wurde von ihrem Freund auf dem Camino überrascht. Er ist extra aus den Staaten geflogen und hat ihr einen Antrag gemacht. Nun blitzt ein kleiner Diamant an ihrer Hand und sie kann es garnicht fassen. Das sind die zwei Geschichten, die ich gesehen habe, aber es werden noch mehr erzählt. Einfach bezaubernd.
Den nächsten Morgen verschlief ich und wurde erst wach, als alle rumorten. Es war 7.30 Uhr und neblig. Also noch gefrühstückt und dann im Pulk los. Das war ich ja garnicht mehr gewohnt und es machte nicht wirklich Spass. Hinter mir und vor mir Gequassel am Morgen. Ich brauchte eine Stunde, um mich frei zu laufen und in meinen Rhytmus zu kommen. Aber die erste Bar am Weg zerreißt ja zum Glück das Feld.
Als der Nebel sich lichtete, kam die Sonne raus und der Tag wurde wieder wunderbar.
An einem alten Pilgerkreuz am Weg machte ich Rast, um danach mal wieder einen kleinen Umweg zu gehen und das romanische Kirchlein in Vilar de Dones anzuschauen. Ja der Abstecher hatte sich wirklich gelohnt! Ganz allein auf einer idyllischen, mit alten Buchen gesäumten Landstraße. Die Kirche ist ein Kleinod und strahlt soviel " Erfahrung" aus. Ich hatte die Telefonnummer von Jesus und rief ihn an, mit der Bitte mir die Kirche aufzuschließen. Fünf Minuten später war er da, ließ mich ein und erzählte mir mit Inbrunst zu jedem Steinornament seine Bedeutung. Ich verstand nur ein Drittel, aber das machte nichts. Jesus ist 89 Jahre alt und total herzlich.

Danach ging es zurück auf den Weg und ich überholte einige Pilger vom Morgen. In Palas de Rei kam ich am frühen Nachmittag an und bezog wieder eine private Herberge. Die sind zwar "teurer" (10€), aber sauberer, kleinteiliger in der Bettenzahl pro Zimmer ( heute 7 und ich habe das Einzelbett, juhu)  und haben Wifi.
Das ist es voll wert. Diesmal betreiben es zwei junge Spanierinnen, die auf Orange stehen. Orange an den Wänden, orange Möbel und ein oranger Stempel! Der erste auf dem gesamten Weg.
Abends unterhielt ich mich das erste Mal länger mit Martina aus Ravensburg. Sie ist Gymnasiallehrerin im Sabbatjahr und überdenkt gerade ihre Lebenslinien. Sie startete in Le Puy und hat auch viel erlebt.
Die Nacht war frostig kalt und so zog ich das erstemal meinen Schlafsack über beide Ohren, um mir am offenen Fenster ( inzwischen finde ich die strategisch günstigen Betten) nicht eine Erkältung einzufangen. Als ich morgens los lief waren die Wiesen mit Rauhreif überzogen. Ich hatte Gänsehaut, denn noch immer starte ich in kurzen Hosen. Aber kaum kam die Sonne hinter dem Berg hervor fing der magische Morgen aus funkelnden Wassertropfen, Nebelschwaden, Licht und Schatten an. Es wurde wieder richtig warm und ich konnte die Jacke verbannen. Der Weg ging bergauf und sobald ich oben war wieder bergab. Die Dörfer sind teilweise so klein, dass ich sie nicht in meinem Wanderführer fand. Meine Gedanken kreisten um die letzte " Schnaps-Kilometer- Zahl", die ich heute absolvieren wollte. Wo mag der 3333km liegen? An was für einem Ort? Im Wald, in einem Ort? Auf jeden Fall wollte ich an diesem Ort eine denkwürdige Pause mit Schoki, O- Saft, Kuchen und Obst einlegen. Ja und dann schlug wieder der himmlische Zufall zu! Genau an einem alten Wegkreuz vor einer kleinen, romamischen Kirche in dem Örtchen Santa Maria lief ich Kilometer 3333! Na wenn das kein göttlicher Fingerzeig war! Ich schrieb ein Schild, befestigte es und bat einen Spanier Fotos zu machen. Ich schenkte ihm einen Kuchen und bedankte mich. Er gratulierte mir herzlich. Ich pausierte und ging gedanklich ein Stück den Weg zurück. Als ich aufbrach ( ich entfernte das Schild, ich bin ja kein Eddingpilger) öffnete just ein Freiwilliger die Kirche und so konnte ich ein dickes Licht entzünden und Gott für diesem Tag, diesen Weg und mein schönes Leben danken! Ich erhielt einen Stempel in meine Credenzial! Wenn das nicht magisch ist!




Ich lief beglückt weiter und fand 10 km später ein " Deutsches Kaffee". Der Besitzer hatte ein paar Jahre in Deutschland gelebt und dass war der Grund für den Namen. Es gab keinen Streuselkuchen! Schade! Dafür kollidierten zwei Fliegen über meinem Kaffee und landeten darin! Rettung kam per Löffel!

Unterwegs traf ich einen Koreaner, der tatsächlich vom Weg gefallen ist. Ich helfe ihm wieder hoch ( er war einen halben Meter tief gefallen) und er ist zum Glück unverletzt. Als Dank möchte er ein Foto mit mir und bittet einen Brasilianer. Dieser will im Gegenzug ein Selfi und so bin ich nun fast auf  allen Kontinenten im Fotoarchiv! Das ist doch ein verrückter Tag.Doch dass Verrückteste ist.... nur noch 41 km bis Santiago!!!!  (2 Etappen)

Montag, 9. November 2015

Auf zum höchsten Punkt- "Cruz fe Ferro"

Die Nacht war kurz, denn 8Uhr wachte ich auf und war noch total satt von dem Schlemmen am Vortag. Also Rucksack gepackt, ausgecheckt und losgelaufen. Ich bin ein bischen schwerfällig. Zwei kurze Nächte kann ich nicht mehr so wegstecken. Nach 7 km kam La Virgen del Camino und dort trank ich einen großen Milchkaffee und danach fand ich meinen flotten Schritt wieder. Vor der Kirche sprach mich eine Frau auf deutsch an und fragte, ob es mir gut geht. Ich bejahte und fragte mich, ob ich so deutsch und so kaputt aussehe. Sie erzählte mir, dass sie in Deutschland studiert hat, auch gepilgert ist und sie stellt viele Fragen. Sie hat fröhlich blitzende, schwarze Augen, erzählt temperamentvoll und heißt Inma. Leider mussten wir uns kurz fassen, denn ihre betagten. Eltern wollten von der Kirche nach Hause gefahren werden. Das bedauerten wir beide. Ich lief in den herrlich sonnigen Tag und merkte nicht, dass ich den Abzweig zu meiner Alternativroute verpasst hatte. Erst als ich an der Nationalstraße stand, "hörte" ich den Fehler. Also umgedreht, aber ganz zurück wollte ich nicht und so schaute ich auf die spärliche Karte und entschied an der ersten Straße in die vermutet richtige Richtung zu gehen. Nach einer Weile parkte ein Auto und ich fragte nach dem Weg. Ich hatte richtig entschieden und nach ca. 3km war ich auf dem meinigen Weg und war am Ende nur 2 km Umweg gelaufen. Dafür hatte ich Ruhe und eine hügelige, weite Landschaft für mich allein. Göttlich! Ich war schon am frühen Nachmittag in Villar de Mazarife und weil Sonntag war und hier die kleinteiligeren Schlafräume waren, beschloss ich Schluss zu machen. Die erste Herberge ist " Kult", mir machte sie aber einen schmuddeligen Eindruck, die Zweite sah super aus, war aber behördlich bis zum 3.11. versiegelt! Blieb nur " Tio Pepe" und da mein Sohn Tim Pepe heißt zog ich dort ein. Noch war ich allein und duschte. Ich setzte mich in den Innenhof und ruhte aus. Die dazugehörige Kneipe war voll! Allerseelen wird in Spanien vor und nach dem Friedhof in der Kneipe verbracht.Der Prozession zum Friedhof bin ich neugierig gefolgt. Auch hier wieder ein frommer Kern und ringsum stand dass ganze Dorf und plapperte verhalten. Die Kinder liefen sich jagend um die Grabsteine und keiner störte sich daran.



Ich blieb allein in meinem Zimmer, obwohl noch andere Pilger eintrafen. So konnte ich die Mazratze auf den Boden legen, denn das Doppelstockbett war mir suspekt. Unten zu wenig Platz nach oben, oben zu wacklig! Der Krach der Kneipe war enorm, aber Gott sei Dank gibt es in jedem Land einen Klassik- Radiosender, sodass ich gut schlafen konnte. Am anderen Morgen verließ ich als erste das Haus und schloß auf. Ich liebe diese Stunde der Dämmerung. Es ist absolut still, ich bin allein und ganz allmählich wird es hell und das Vogelgezwitscher setzt ein. Dann sieht man, was für ein Tag es wird. Diesmal ein grauer und nasser Tag. Die ersten Stunden hielt es sich und dann musste aber das Rote wieder raus. Im ersten Ort wollte ich frühstücken, aber die Bar war geschlossen. So lief ich weiter und hielt ein spätes Frühstück nach 17 km. Na da hatte mein Körper sicher schon einiges verbrannt. In der Bar hatte ich ein besonderes Erlebnis. Normalerweise sind die Toiletten in den Bars sehr speziell und eng. Diesmal gab es eine, wo man sein Gespräch nicht unterbrechen mussze, wenn man den Andeten mitnahm. Also ehrlich Mädels, dass ist doch was für uns zu Zweit Geher!

Im nächsten Ort traf ich einen Pilger, der von einem Spanier am weitergehen gehindert wurde und bat mich um Hilfe. Er hieß Volker und kam aus Jena. Das Problem war, dass der Alternativweg angeblich zu matschig sei und er sollte die Straße nehmen. Ich sagte, wenn er Angst um seine Schuhe hat, dann sollte er den Rat annehmen, aber ich gehe nicht freiwillig an einer Nationalstraße. Er sah es genauso  und so liefen wir bis Astorga zusammen. Er erzählte, dass er den Weg sportlich nimmt, also so schnell wie möglich! Besichtigungen sind nicht vorgesehen. So trennte sich unser Weg in Astorga schon wieder, denn 32 km reichten und ich wollte die Kathedrale und den Bischofspalast (S. Gaudi) besuchen. Also ab in die Herberge, frisch gemacht und Siesta abgewartet. Nach dem Duschen ging mein Blasenpflaster ab und die Blase war schon wieder voll Flüssigkeit. Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und das Spritzenset aus der Apotheke. Ich stach in die eine Seite rein und zog die Flüssigkeit raus und mit einer neuen Spritze spritzte ich auf der anderen Seite Jod rein. Es ging besser als erwartet und ich bin über mich selbst erstaunt. Nun hoffe ich, dass ich bald Ruhe habe.
Im ekligen Nieselregen ging ich auf Besichtigungstour. Aber was war los? Kirche zu, Museum zu, Supermarkt macht auch nicht auf??? In der Herberge frage ich nach und erfuhr, dass der Kreis Leon Montag nachmittag Siesta hält! Na super! Also für alle Blogleser, die sich fragen was mit mir los ist ( ich erfuhr, dass es wieder so klingt, dass ich zuviel in der Kneipe bin), ich werde gezwungen essen zu gehen! Leider wird nur in wenigen Herbergen gekocht und gemeinsam habe ich noch gar nicht erlebt. Eigentlich recht schade.

Abends ging ich zur Messe und genoß die Atmosphäre des spanischen Gottesdienstes, wo viel gesungen wird.
In der Nacht regnete es durch und auch morgens startete ich in Regenmontur. Nach einem doppelten Frühstück machte ich mich auf in die " Leoner Berge", einer herrlichen Hügellandschaft, welche sich Margateria nennt.
Hier wachsen vor allen kleine Kiefern, Eichenbüsche, die recht spitze Blätter und nur fingernagelgroße, schlanke Früchte haben, Ginster, jede Menge wilder Thymian, Lavendel und Rosmarin, welche der feuchten Luft ein fein- würziges Aroma geben. Ich genoß wieder jeden Schritt, auch wenn es stetig bergan ging. Der Regen ließ nach und nach 2 Stunden ist er vorbei. Ich laufe durch die Dörfer, die alle fast menschenleer sind. In Rabanal de Camino kaufte ich mir etwas zu essen und setzte mich in die kleine Kirche des Klosterordens. Das Kloster selber hat bis April geschlossen. Dann ging es zum Endsport eine steile Schotterpiste, welche vom Regen gezeichnet war, bergauf nach Foncebadon auf 1500 m Höhe. Der Himmel riß auf und die Sonne zeigte sich, so dass der Ausblick herrlich ist. Das Dorf war vor Jahren vollständig verlassen und wurde in den Büchern als Geisterdorf mit streunenden Hunden erwähnt. Für mich somit das schwierigste Dorf! Aber in den letzten Jahren haben sich Menschen gefunden, die aus den alten Steinen neue Häuser bauen und so gibt hier 4 Herbergen von unterschiedlichen Ansatz und Komfort. Und viele verfallene Häuser und ein paar Neue.
Ich entscheide mich nicht für das Templerleben, sondern für das alternative Konzept, mit Yoga. Ich wurde von einer wirklich hübschen Spanierin in einem süßen Deutsch begrüßt. Im offenen Kamin knisterte das Feuer und es gab selbst gebackenen Müslikuchen. Ich war die Erste, die eincheckte und hatte freie Bettwahl. Die Dusche war super sauber. Ich setze mich an den Kamin und bekam heißes Wasser für meinen heutigen Camino-Tee! Ringelblume und Thymian. Lecker. Ich beobachtete das Geschehen im Raum und es war sehr interessant. Es wurden verschiedenste Sachen geraucht und die Herberge füllte sich mit allen möglichen bekannten und neuen Gesichtern.Auch einigen Deutschen. Es wurde voll.

Ein Typ machte interessante Musik auf einem Alphorn- ähnlichen Plastikrohr.
Abends wurde für alle vegetarisch gekocht und das Herbergsteam war mit 40 Leuten völlig überfordert. So wurde das Essen zur Mitropa-Ausgabe, was etwas schade war. Mario, der Koch drängte allen sein " Fooddesign" auf, indem er Vorspeise ( Käse und Chorizo), Salat, Olivenöl, Salz und Pfeffer in die vegetarische Paella bugsierte, denn nur so war es schmackhaft. Es war eine fröhliche Stimmung im Raum, doch der Tag forderte seinen Tribut und so zog ich mich bald zurück und ging schlafen.
20 Leute in einem Raum sind schon der Härtetest! Ich hatte mich extra ans Fenster gelegt, um die Luftzufuhr zu gewährleisten. Als ich es öffnen wollte, musste ich feststellen, dass es zwar Fensterläden waren, dahinter aber kein Fenster, sondern Dämmung. Also ein anderes Fenster geöffnet. Doch ich hatte nicht mit den Spaniern gerechnet! Kaum war es auf, war es wieder zu! Molto frio!
Nachts war ich mal draußen und als ich reinkam roch es wie im Pumakäfig! Also leise Fenster auf. Ich lag noch keine 10 Minuten im Bett, da war es wieder zu. " Lieber im eigenen Gestank erstickt, als an der frischen Luft erfroren!"

Nun sollte es zu einem Highlight des Caminos gehen- zum Cruz de Ferro. Das Wetter spielte so gar nicht mit. Morgens herrschte fetter Nebel und es nieselte. Also erst gefrühstückt und dann in die " Suppe". Ich schließe mich Thomas an, mit dem ich gestern abend geklönt habe, weil ich befürchte, dass ich verträumt wie ich bin, vielleicht den Weg verpasse. Man hört ja so Geschichten. Thomas hatte nix dagegen und auf dem Weg haben wir uns todgelacht. Ich hatte so einen Alpenkreuzweg vor Augen, links und rechts Abgang. Aber das hier war eine Spazierstraße. Da kann man nix verpeilen. Das Kreuz war weniger spektakulär als erwartet, aber dass kann auch an dem grausligen Wetter gelegen haben. Ich steckte meinen weitgetragenen Schmunzelstein in das Kreuz, machte ein Foto und weiter ging es. Der Himmel riß ein wenig auf und so konnten wir auf herbstfrohe Bergrücken schauen. Der Weg war matschig und geröllig und erforderte Bergab die volle Aufmerkskeit. Es regnete mal weniger, mal mehr und wir liefen durch zwei wunderhübsche Bergdörfer mit schiefergedeckten Steinhäusern.
Bevor wir nach Ponferrada kamen hörte der Regen auf und ein paar Sonnenstrahlen brachen durch.
Die Herberge ist sehr groß, aber wir hatten Glück und bekamen ein 4-er Zimmer.
Wir gingen in die Stadt und schauten uns schnell (1/2 Stunde vor Schließung) die Templer- Ritterburg an und sie ist sehr beeindruckend. Dann kauften wir uns etwas zum Abendessen und kehrten in die recht volle Herberge zurück.
Fotos Cruz



Freitag, 6. November 2015

Meseta- sonst nix!?

Ja das Nachtleben von Burgos war aufregend. Gefühlte 10 000 Menschen unterwegs und davon 40% Kinder in den Straßen und auf den Plätzen. Die Kinder spielten völlig entspannt und ich sah keines was quengelte. Wer müde war legte sich in die Karre und die Eltern plauderten angeregt mit Freunden. Wir zogen durch verschiedene Tapasbars und sogen das Leben in uns auf.
Die Kathedrale hatte ich natürlich auch besucht und sie ist gigantisch. Von innen und von außen soviele Verzierungen, Skulpturen, Türme. Mehrere Altäre goldlastig und vom Auge nicht erfassbar, Soviele Kunstwerke, Audioguide,2 Kreuzgänge... nach 11/2 Stunden war der Speicher voll und ich lief auf einen Berg, wo die Stadt mir zu Füßen lag. Wunderbare Stimmung kurz vor Sonnenuntergang und viele Menschen auch da.


Die Zeitumstellung verkürzte die Nacht und so liefen wir recht spät los. Die ersten 10 km liefen sich von allein und dann schickte ich Simon vorn weg, denn ich wollte mein Tempo allein bestimmen.
Nun kam nach Rabe de las Calzados die Meseta. Diese weite Hochebene, die von jedem anders erlebt wird und von manchen Pilger als schrecklich empfunden wurde bzw. im Sommer zum Delirium führte. Alles Pilgergeschichten, die sich am Weg erzählt werden.
Ich hatte perfektes Wetter, Sonne, leichter Wind, 25 Grad!
Ich schritt auf das Plateau und war fasziniert von der Weite, der Stille, der kargen Landschaft und den zarten Wolkengespinsten am Himmel. Es ist nicht langweilig, sondern hügelig und der Boden wechselt. Riesige Felder, die auch hier nach der Bearbeitung platt gewalzt werden, damit der Wind nicht soviel abträgt. Wenig Strauchwerk und Bäume, große Steinhaufen. Einzigartig!
Nach 7 km kam das nächste Dorf und ich machte Mittagspause. Dann zog es mich weiter und ich erfreute mich an der Weite. Auf einem Steinhaufen hielt ich Inne und sog die Stille auf. Es war garnicht so still. Das trockene Gras raschelte im Wind und Vögel zwitscherten. Einmalig schön. Nach 32 km kam ich in Hontanas an und bezog die Herberge, die im Laufe des Nachmittags voll wurde. Simon kochte uns ein einfaches Essen, denn der Laden gab nichts her. Es war aber immer noch besser als die Massenabfertigung der Pilgermenüs.
Der nächste Morgen begann früh, da der erste Wecker 6 Uhr klingelte. Ich beschloß mit aufzustehen, denn die Ruhe ist eh vorbei. Ich trank einen Kaffee und ging in der Dämmerung in die Meseta. Nach 15 Minuten war ich in der abgeschiedenen Stille und der dunkelblaue Nachthimmel lichtete sich langsam, am Horizont zeigte sich die Morgenröte und ließ den Tag erwachen.


Es ging ein leichter Wind und die Temperatur stieg nur langsam, aber der Tag war perfekt zum laufen. Die Sonne schaffte es selten durch die Wolken, aber das dämpfte die Freude nicht. Ich kam an den Ruinen von San Anton vorbei, in denen im Sommer Pilger übernachten können. Leider alles zu. Im nächsten Ort suchte ich einen Laden zwecks Frühstück, aber der Einzige hatte geschlossen. Dafür fand ich eine offene Tür im "Haus der Stille" (Meditationsräume am Weg), wo ein Keks und zwei Stück Schokolade auf mich warteten.
Nach Castojeritz ging es mit 13% Steigung auf einen Tafelberg der Meseta. Oben angekommen sah ich, dass die Erde eine Scheibe ist! Wer anderes behauptet, der irrt! Es ist Wahnsinn, soweit das Auge schaute, plattes Land! Nach ca.2 km ging es mit 18% Gefälle wieder nach unten, die ich joggend überwand, weil ich dass als weniger anstrengend empfand. Dort schaute ich in weitere Weite. Ich machte eine Pause und schrieb mir die Sätze zur Reservierung eines Bettes auf, um mich telefonisch anzumelden. Ich rief an und las schön langsam meine Sätze vor und wartete immer auf ein "si". Am Ende sagte, der Mensch am anderen Ende der Leitung:" Das können wir so machen. Wie war dein Name?" Nun war ich buff. Ein Spanier, der deutsch spricht- sehr selten bisher!  Er erklärte mir später, dass er in Deutschland studiert hat.
Vor Itero de la Vega beginnt die Provinz Palencia, wie ein Schild verkündet.
Im Ort fand ich einen offenen Lafen und kaufte mir Proviant, mit dem ich mich auf eine Bank setzte und ein "Frühmittag" abhielt, Die letzten Kilometer bis Boadilla del Camino waren schnell geschafft und 15 Uhr, mit Beginn des Regens zog ich in eine gemütliche Herberge mit Kaminzimmer ein. Der Schlafraum ist  recht groß und ich hoffte, dass er sich nicht füllt. Was bei dem Wetter aber unwahrscheinlich war.
Ich hatte Glück, denn es kam eine größere Koreagruppe und der Wirt macht den zweiten Schlafsaal auf, sodass nicht alle Betten belegt wurden. Abends saßen wir international (Spanier,Franzosen,Italiener,Kanadier,USA,Rußland, Koreaner,Schottland und Deutschland) zusammen und es ging sehr gesprächig zu. Der Schotte mischte alles auf und als er mich fragte, wo ich herkomme und begriff, dass ich alles gelaufen bin, war ehrfürchtiges Schweigen am Tisch. Es kommt eine Frage; "Alone?" Nach der Antwort nur noch Kopfschütteln und " Verry crazy!" Ups, langsam wird es mir peinlich!
Am nächsten Morgen goß es in Kannen. Keiner stand auf und so schlich ich mich raus, packte und ging frühstücken. Ich brach auf, als die anderen sich aus den Betten schälten.
Der Wind entrieß mir die Tüte zum Schutz des Reiseführer und ich rannte ihr hinterher. Als ich aus dem Dorf in die Ebene kam beutelt mich der Wind und ich fühlte mich wie ein Windbeutel! Der Regen klatschte an die Brille und ich trotzte dem Wetter, obwohl mich der Wind fast in den parallel verlaufenden Kanal pusten wollte. Hier kamen die Stöcke richtig zum Einsatz. Der Himmel war herrlich anzuschauen: voll unterschiedlicher Wolkenformationen von dunkelgrau bis lila- blau- schwarz und am Horizont ein azurblauer Streifen. Da musste ich hin! Nach einer Stunde hörte der Regen auf und in Fromista hatte der Wind das Cape schon getrocknet! Ich wechselte in die Regenjacke, denn der Wind war kalt und ich hatte kurze Hosen an.
Beim Bäcker kaufte ich mir ein Teilchen und wartete bis 10 Uhr, da da laut Führer die Kirche öffnen sollte. Es kam keiner und ich hatte keine Lust länger zu warten. Inzwischen kam ab und an die Sonne raus, der Wind blies aber lustig weiter.
Ich lief kurzzeitig auf der "Pilgerautobahn", welche mit EU-Mitteln parallel zur unfallbekannten Straße gebaut wurde. Es ist irgendwie irrwitzig in einer Landschaft, wo kilometerweit nix ist, an einer befahrenen Straße zu laufen.
Aber nach 5 km gibt es eine Alternativroute und die ist 1 km länger, also abgebogen und Meseta pur erleben. Ich war völlig allein unterwegs und so ließ ich meinen Gedanken freien Lauf.   
Sie beschäftigten sich mit Freundschaft, deren Wesen und deren Veränderung. Die Gedanken kamen nicht von ungefähr, hatte ich doch eine mail von einer wirklich langjährigen Freundin erhalten, die mir ihre Freundschaft kündigte. Per mail!!! Nach fast 30 Jahren! Früher hätte man es aussprechen müssen und dann hätte man sich aussprechen können...
Es hat mich tief getroffen, zumal mir der Grund völlig fehlt. Was war der auslösende Moment? Denn gerade sie hat auch gut ausgeteilt und sie war für mich damit ein Spiegel und sie durfte mir Sätze wie: "Naja am Hintern hast du ganz schöne Satteltaschen gekriegt!" sagen. Das war der Kern unserer Freundschaft, dass wir kein Blatt vor den Mund nahmen. Den Anderen akzeptieren, seinen Lebensweg begleiten und ab und an mal den Spiegel vorführen. Tolerant für die verschiedenen Wege, die wir beschritten haben. Meiner Kurvenreich mit Sackgassen, ihrer langsamer, dafür gerade. Es hat uns nie gestört, dass wir so verschieden sind.
Wieviele Freundschaften hatte ich in den Jahren? Zeiten der engen Berührungspunkten oder Lebensabschnitten, die intensiv waren, um sich dann mit sich ändernden Situationen sich " auszuschleichen". Mit abrupten " Abgängen" habe ich immer ein Problem. Aber der " Camino" lehrt mich die " Schnelleren" ziehen zu lassen und die " Langsameren" gehen zu lassen. Loslassen und schauen, was als nächstes kommt. Gerade unterwegs wird mir klar, dass es zu Hause Menschen gibt, die mir sehr freundschaftlich zugewandt sind, was mir zu Hause noch nicht so stark bewusst war.
Inzwischen kam ich an einer einsamen Kirche vorbei, wo ich ein windgeschütztes, sonniges Plätzchen fand, um eine Siesta zu halten.
In Villacazar de Sierca besichtigte ich die Kirche Santa Maria la Blanca. Als ich von draußen fotografieren wollte, streikt die Kamera. Warum? Der Akku war frisch geladen.
Ich ging erst mal nach Carrion de los Condes zur Herberge Santa Maria, welche vom Augustinerorden geführt wird. Die Schwester ist sehr rührig und zeigt mir das Haus, bevor ich entscheiden muss. Ich bekam Tee und Kekse und ich blieb, obwohl der Schlafsaal gross ist. Linda aus Tenessee übersetzte und ich fühlte mich gut aufgehoben. Nach dem Ankommem kochte ich meinen Camino- Tee. Am Weg fand ich Hagebutten, in Fromista Pfefferminze und vor Ort Ringelblume. Ich lud die anwesenden Frauen und Schwester Maria ein und sie waren erstaunt. Mit kleinen Sachen kann ich Freude machen.
17.30 Uhr war "Cantar i Caminar", (sing und lauf), das Pilgersingen statt. Das war wieder ein lustiger Teil des Weges. Alke anwesenden Nationen sangen ein Lied in ihrer Sprache. Am lustigsten klang " Imagine" auf koreanisch. Wunderbar, dieses verbinden der Pilger. Nachher kochte ich mir etwas zu essen und ging zur Pilgermesse. Sie ist wieder ganz anders, aber ich kam zur Ruhe und konnte den Tag vorbei ziehen lassen. Vier Schwestern sangen zur Gitarre und erfüllten die Kirche mit ihrer Sangesfreude.
Am Ende bekommen wir den Segen und einen Papierstern, der uns begleiten soll. Als ich zurück kam, schaute ich kurz in mein Mailfach und fand eine liebe, lange mail von meiner Pilgerfreundin, die mur liebe Worte sand und meinen Weg immer weiter mitverfolgt. Diese mail nach diesen Gedanken am Tag. Zufall?
22 Uhr wird das Licht gelöscht. Es ist ein katholisches Haus und alle hielten sich dran und so war Ruhe im Raum.


6 Uhr klingelte der erste Wecker und ich bin schon so routiniert, dass ich mit einem Griff alle meine Sachen aus dem Schlafraum schaffe und so nur minimalst die anderen störe, wobei es wieder nicht mein Wecker war, der klingelte. Lisa ging mindestens 5x hin und her, bevor sie alles draußen hatte. Ich könnte Pilger- Optimierungskurse geben. Aber erst einmal kochte ich mir Kaffee und belegte ein Brot, um für die ersten 18 km Einsamkeit gewappnet zu sein. Es schüttete wieder in Strömen und so telefonierte ich per Weckruf mit Holger ehe ich mich 7.30 Uhr in den Regen wagte. Es war recht frisch und so zog ich die Regenjacke gleich drunter. Der Wind ließ das Windbweutelgefühl wieder erwachen und ich zog ein Tuch über die Ohren, denn ich hatte noch nachts das Pfeifen des Windes im Ohr. Das Wetter wechselt zwischen Wind mit Regen und Wind ohne Regen. Ich schaute in die Landschaft und erfreute mich des allein seins. Nach  einer Stunde überholte mich ein Radfahrer und kurz vor Calzadilla de la Cueza ein anderer Pilger. Im Ort trank ich einen Kaffee und aß ein Käsebrot, bevor es weiter ging. Mein Fuß drückt an der Ferse und ich denke, es ist die alte Blase, die juckt. Also trete ich absichtlich auf dicke Steine, des Massageeffektes wegen. Nach 23km wurde mir klar, dass die Blase an der anderen Ferse war. Na super. An der nächsten Bank schaue ich nach und habe eine neue Blase unter der Hornhaut. Nicht lange überlegt, aufgestochen und abgeklebt. Autsch! Die ersten Meter schmerzten, aber dann lief es fast rund.
Nach 30 km überlegte ich, ob ich Schluss machen sollte oder weiter laufen. Die Vernunft siegte und ich kehrte in Moratinos in der " Halloween- Herberge" ein.


Gruslig, guter Zufall! Der Wirt spricht deutsch( hat in der Autoentwicklung bei VW gearbeitet) und fragt nach den woher und wohin und staunt, als ich es ihm erzählte. Danach staunte ich. Für 10€ hat er mir ein Dreibettzimmer für mich allein freigeräumt!!! Allein, allein juhu. Es ist an alles gedacht: Schoki auf den Handtüchern, Shampoo, Fön, Fußerfrischungsgel, Seife, Bettwäsche und Bettzeug. Ich bin total happy.
Am 31.10. ist hier große Halloweenparty und dann ist Winterruhe. Das ganze Haus ist ein Gruselkabinett und richtig witzig. Ich genoß die Dusche und beschloss Umsatz zu machen, indem ich einen Tarte de Santiago ( Mandelkuchen mit Apfelmus) und ein Radler bestellte. Auf der Karte gibt es auch Weisswürste und Weissbier. Er war also auch in München.
Abends saß ich mit Samuel( Mexico) am Tisch. Wir waren die einzigen Pilger! Wo
waren die anderen geblieben?  Wir unterhielten uns und ich hatte die Tochter ( 1,8 Jahre) des Wirtes auf dem Schoss und brachte ihr ein Fingerspiel in deutsch bei, was sie toll mitmachte und immer wiederholen wollte. Bruni bei der Arbeit. Noch nichts verlernt!
21Uhr gingen wir auf unser Zimmer. Ich entdeckte 3 kleine Pickel auf meinen Arm und wurde hysterisch. Ich hatte eine Stunde auf dem Bett gelegen. Sind dass Bettwanzenstiche? Mir graust und ich nahm das Bettzeug runter, holte meinen Schlafsack raus und sprühte alles mit Spray ein. Von nun an juckte es mental überall! Gute Nacht!
Am nächsten Morgen war alles weg. Also Fehlalarm! Muss an der Gruselumgebung gelegen haben.
Als ich aus der Herberge kam, war Waschhauswetter. Grau, neblig, nieslig. Sichtweite 30 Meter. Ich lief auf aufgeweichten Wegen ( es hat ja die letzten Tage ausgiebig geregnet) und meine Schuhe bekamen eine dicke Schlammsohle. Da der Wind nicht mehr so stark war und der Niesel nicht so schlimm war, verzichtete ich auf mein rotes "Ballonkleid" und zog nur die Regenjacke über. Das erste Dorf sah ich erst, als ich drin stand. Dannn wurde es heller und ich erreichte Sahagun, was laut Führer bedeutungslos ist. Ich ging in einem Laden, um Proviant zu kaufen. Der Besitzer verwickelte mich in eim Gespräch in Englisch und war begeistert von meiner Tour. Er wollte mir eine eingelegte Makrele aufschwatzen und der Gedanke an einen losen Fisch im Rucksack ließ mich erschauern. Ich sagte ihm, dass ich mehr der süße  Typ sei. Er sieht es ein und meint ich sei auch eine Süße und schenkte mir einen Mandelkeks. Na das ich doch mal was. Er gab mir einen Stadtplan und zeigte mir die Sehenswürdigkeiten, die man gesehen haben muss. Also auf zum Stadtrundgang. Benedektinerkloster, Arco de San Benito, Iglesia de San Tirso und zur Santnario de la Peregrina. Das ist eine ehemalige Kirche mit einer "Virgen de la Pelegrina" , welche wunderbar harmonisch modern zum Museum umgebaut wurde. Ich schaute es mir an und bekam dort eine kleine Compostela, denn hier ist der halbe Jakobsweg geschafft. Eine nette Urkunde. Na ja, ein bisschen mehr sls die Hälfte ist es bei mir. Nach Shagun lief ich meinen 3000 Kilometer heute. Wahnsinn, bald geht es zu Ende.Schluchz!
Die Meseta zeigte sich auch heute wieder herrlich einsam ( ich ging wieder die Alternative weg von der Autobahn). Der Regen ließ die herbstlichen Farben satt erscheinen und die Erde roch feucht. Herbst in dieser Landschaft ist ein Traum.
Ich lief nach Calzadilla de los Hermanillos, wo die Gemeibdeherberge noch offen ist. Ich bin der erste Gast und der Hospitalero kommt aus New York und ist ein alter Pilger, der schon verschiedene Wege gegangen ist. Die Herberge ist die bisher einfachste und ziemlich kalt. Es ist die ehemalige Schule, die mit einem Heißlüfter beheizt wird. Sie schließt Ende des Monats. Alles ist ziemlich alt und es riecht modrig, aber sonst gibt es hier nichts mehr. Also Isomatte benutzt und alles wieder eingesprüht. Sicher ist sicher. Nach und nach füllte sich das Haus. Saul, Kathrina aus den USA, drei Franzosen und Daniel kamen.
Daniel und ich beschlossen zu kochen und der hiesige Laden ist ein Unikum. Der Besitzer versuchte uns alles zu verkaufen, was es gab. Wir entschieden Bratkartoffeln mit Sardinen und Ei zu essen. In der Küche fand ich Reis und Kakaomilch hatte ich auch noch, also gab es Milchreis als Nachtisch.Mit einer Flasche Wein war es ein perfektes Pilgermenü und kostete gerade mal 5€.Ein Deutscher, Andreas, trudelt noch spät ein und freute sich über unsere Reste. Allerdings waren die schon reduziert, hatte sich die Französin beim Kochen gütlich getan. Daniel heizte den Kamin an und so war es ein wunderbar- gemütlicher und warmer Abend.Andreas erzählte, dass er vor 4 Jahren den ersten Camino gelaufen ist und nun süchtig ist. Er beging gerade seinen 11. Camino von Madrid nach Leon. Am Zag 40-50 km. Dass sind die Harten.
Ich schlief schlecht, da das Bett recht kurz war und ich ständig am Fußende anstieß. So war ich wieder mal froh, dass ich 6.30 Uhr aufstehen durfte. Ich machte mir Frühstück und fragte Andreas, ob wir ein Stück gemeinsam gehen wollen. Er meinte ich?solle schon mal gehen, er braucht noch 1/2 Stunde und er holt mich eh ein! So ein Angeber! Ich laufe 18 km geradeaus auf einer alten Römerstraße ( dass hatte ich doch schon mal) und überhole 3 Pilger, ansonsten bin ich allein. Es ist irrwitzig immer den Horizont zu sehen und doch immer weiter durch Landschaft zu laufen, die wieder anders war. Heute war es trocken und die Sonne ging auf und es stiegen die Nebel auf. Irre schön. Ich fotografierte wie eine Wilde.( Das Akku hatte den Geist aufgegeben, aber ich hatte noch eins.)
Nach 18 km stand ich an der Kante des Plateaus und sah das erste Dorf für heute. Im Dorf wehrte ich erfolgreich ( ohne Angst) einen Hund mit den Stöcken ab. Wau, der Weg macht etwas mit mir!
Nach der langen Einsamkeit ging es 6km an einer kaum befahrenen Landstraße lang, bevor es 6 km parallel zur Nationalstraße ging. Dann kamen 2 schreckliche Kilometer direkt auf dem Standstreifen der Straße. Die heutige Aubergue lag direkt an dieser Straße und viel somit aus. Die Nächste roch nach alten Fett. Davor saßen 4 junge Pilger und einen kannte ich vom sehen. Ich fragte, ob sie bis Leon ( neue Provinz) liefen und ob sie mich mitziehen würden.Kein Problem! Pilger sind herrlich  unkompliziert. Sie hatten auch noch einen coolen Herbergstipp. So kam ich nach 8 Stunden und 43 km mit Blase in Leon an.Andreas hatte mich nicht überholt! Ich bezog das fast letzte Bett und Jakob, der Pilger aus München, war so lieb, mir das Bett unten zu überlassen. Er meinte:" Mist, eine gute Erziehung ist schon anstrengend." Er beginnt seinen ersten Job im Januar in der bayrischen Verwaltung.
Abends zog ich durch die Stadt, die wieder voll Leben war. Alle jungen Leute liefen in Halloween-Kostümen durch die Stadt. Überall gab es Partys. Ich ging in eine Bar, wo es zu jedem Getränk ein Bocadillo gratis gab. Super, für 1,70€ ein Glas Rose und ein Pulpo - Bocadillo. Das nahm ich glatt zweimal.
Nach 3 Stunden Schlaf wurde ich wach, weil es mich juckte! Ich ging ins Bad und schaute nach UND es hat mich erwischt. Typische Bisreihe am linken Arm und Bein. Super, die Herberge machte einen sauberen Eindruck und beim inspizieren war mirnichts aufgefallen. Was nun? Ich gehe zum Nachtwächter und erklärte mit Sprachapp das Problem. Er wollte mich mit ein Spray wieder ins Bett schicken! Vergiß es! Ich holte meine ganzen Sachen aus dem Zimmer und begann alles zu waschen und was ich nicht waschen konnten mit dem Spray kräftig zu behandeln. Dann wartete ich bus die Klamotten im Trockner fertig waren und zog mich um und szeckte den Test in die Waschmaschine. Dann ging ich für 3 Stunden schlafen und bekam dafür ein Einzelzimmer, dass ich auch aussprühte. Der Typ huelt mich für verrückt, stellte sich aber nicht dagegen. Ich bat ihn, mir die restliche Wäsche zu bringen, wenn sie fertig ist. Als ich aufstand war schon Schichtwechsel und mein Handtuch war unauffindbar!? Die Rache für eine verdorbene Nachtschicht? Ich war richtig sauer und übermüdet. Die Ablösung hatte auch keine Idee, erklärte mir aber, dass es mein Problem sei. Dieses Haus wäre sauber! Würde ich auch behaupten!
Ich nahm meine Sachen und lief zur Kathedrale, die 9.30 Uhr öffnete und schaute mir dieses gewaltige Bauwerk als erste Besucherin an. Faszinierend diese grazilen Konstruktionen und die einmaligen Glasfenster.
Anschließend lief ich zur Touristen-Info, um noch eine Übernachtung zu finden, denn ich wollte Leon näher anschauen. Die Dame hatte keine Lust mir etwas zu vermitteln und gab mir die Liste aller Hotels und Pensionen. Ich lief die ersten Beiden ab, alles war voll. Meine Nerven lagen blank und ich rief Holger an. Er tröstete mich, schaute ins Netz und buchte über booking ein Hotelzimmer. So war dieses Problem gelöst, ohne dass ich 20 Hotels ablaufen musste. Die Stadt ist voll, da hier Halloween groß gefeiert wird und der 1.11. Feiertag ist, wo die Familien zusammen kommen.
Ich bezog mein Zimmer und ging in die Stadt, mir ein neues Handtuch kaufen und eine Fahrt mit der Touri-Bahn zu unternehmen. Dabei stellte ich fest, dass ich schon viel gesehen habe.
Mutig ging ich in eine Apotheke, um mir 2 Spritzen und Jod zu kaufen, denn die Blase wurde nicht besser. Allerdings hatte ich noch nicht den Mut sie mir zu setzen. In einem Cafe probiere ich Churros aus.
Als die Rechnung kam zeigte ich meine Credenzial und Saul sagte auf spanisch, dass es fas bestw Pilgermenü auf dem Weg war. Die Kellnerin schaute irritiert und David meinte für 10€ sei es viel gewesen. Darauf meinte die Kellnerin irritiert, dass müßte ein Mißverständnis sein. O.k. wir gaben zu dass es ein Spass war und sie entspannte sich und zog die Kreditkarten durch. Nur Danielle und ich hatten Bares auf den Teller gelegt. Dadurch wirkte der Spas echt.


Nach einer Siesta sah die Welt wieder besser aus und ich ging nocheinmal auf Entdeckungstour. Ich schaute mir das alte Pilgerhospital an, was jetzt ein Parador-Hotel ist. Dort durfte ich die Hallen und den Kreuzgang besichtigen. Ich lief am Rio Bernesga ins Kneipenviertel und traf einige Pilger wieder, so Saul, Xenia, Gabrielle und David. Wir saßen im Straßencafe und Xenia sang zur Gitarre von Mario ( Spanier) und entpuppte sich als total locker. Am Anfang war sie sehr reserviert. Nun saß sie entspannt da, rauchte, trank und sang immer lauter. Als ich von meiner Misere erzählte, zeigte sie mir "ihr  Problem". Sie hat es auch erwischt. Saul war entsetzt! Er meinte ich sei die sauberste Pilgerin, die er kennt. Er bewundert mich, weil ich jeden Tag alles wasche. Gut beobachtet, ist aber keine Garantie!
Saul hatte einen Tisch in der Bodega Regia reserviert und fragte, ob ich mitkommen wolle. Na klar, in Gesellschaft ißt es sich besser. Die Bodega erwies sich als Sterneküche und das regionale 6- Gänge- Menü war ein Fest für den Gaumen. Saul ist ein Kenner von regionalen Weinen und ein Gourmet. David, Gabriele und Cappi (NY)  waren mir dabei und wir hatten einen herrlichen abend. Als wir nach 24 Uhr das Lokal verließen, waren die Straßen noch voller Menschen und aus den Bars klang Musik. Aber ich war ein müdes Pilgerlein und so ging ich schlafen.